Witold Lutosławski
1913 - 1994
Auf Béla Bartók hat der Pole nicht nur eine Trauermusik komponiert. Der ungarische Meister war für den knapp dreißig Jahre Jüngeren das große kompositorische Vorbild. So viel läßt sich jedenfalls an den frühesten Stücken von seiner Hand ablesen.
Da gab es - und gibt es im heutigen Konzertgebrauch noch immer - das Konzert für Orchester, dem Bartók nicht allein den Titel geliehen hat, sondern auch vieles von seiner harmonischen Strukturierung und den melodisch-rhythmischen Entwicklungsmöglichkeiten. Bald aber war Lutosławski emanzipiert, über die Bewältigung der jüngeren Vergangenheit hinausgewachsen, ein Zeitgemäßer im eigentlichen Sinne, weil er die Musikgeschichte auf seine Weise vorwärts trieb.
Das solide Fundament, auf dem er stand, ermöglichte ihm dabei, konzentriert und ohne Ablenkungen, vor allem aber ohne falsches Fortschrittlichkeitsgehabe, seinen Weg zu gehen. Was er den Musikern vorsetzte, war nicht nur neu, sondern bei näherer Betrachtung auch stets "nachvollziehbar".
Selbst was die Notation betrifft hat sich der Könner Lutosławski nicht dazu verstiegen, hinter Hieroglyphen zu verbergen, was, einfacher geschrieben, möglicher Weise einen Mangel an Originalität hätte erkennen lassen. Er war originell genug, um sich vor solcher Decouvrierung nicht fürchten zu müssen, um seine Originalität, seine Modernität hinzuschreiben, wie sie war.
Das Quartett ist "leicht" zu lesen. Was drinsteht, ist das eigentlich Überraschende. Und es überrascht bis heute, wie ein Beethoven-Quartett, gut gespielt, bis heute überrascht. Das Quartett stammt aus den sechziger Jahren. Es ist ein aufregendes Stück Musik geblieben.
Die Welt verabschiedet sich also von einem, der schon zu Lebzeiten "klassisch" geworden ist und dessen Nachruhm sich angesichts vieler, vieler Wiederaufführungen seiner Musik stets erneuern wird. Da gehört nicht viel prophetische Gabe dazu, solches hinzuschreiben. Witold Lutosławski Musik wird man noch spielen, wenn es "irdische" Dinge, die er hinterläßt, etwa das von ihm gegründete Festival Warschauer Herbst, nicht mehr gibt.
Der Komponist ist am Montag abend, 81jährig, in Warschau gestorben. Was er vor allem gelehrt hat: Nicht neue Musik, gute - also auch: schöne - Musik ist die wahrhaft und immer zeitgemäße. ...
Da gab es - und gibt es im heutigen Konzertgebrauch noch immer - das Konzert für Orchester, dem Bartók nicht allein den Titel geliehen hat, sondern auch vieles von seiner harmonischen Strukturierung und den melodisch-rhythmischen Entwicklungsmöglichkeiten. Bald aber war Lutosławski emanzipiert, über die Bewältigung der jüngeren Vergangenheit hinausgewachsen, ein Zeitgemäßer im eigentlichen Sinne, weil er die Musikgeschichte auf seine Weise vorwärts trieb.
Das solide Fundament, auf dem er stand, ermöglichte ihm dabei, konzentriert und ohne Ablenkungen, vor allem aber ohne falsches Fortschrittlichkeitsgehabe, seinen Weg zu gehen. Was er den Musikern vorsetzte, war nicht nur neu, sondern bei näherer Betrachtung auch stets "nachvollziehbar".
Selbst was die Notation betrifft hat sich der Könner Lutosławski nicht dazu verstiegen, hinter Hieroglyphen zu verbergen, was, einfacher geschrieben, möglicher Weise einen Mangel an Originalität hätte erkennen lassen. Er war originell genug, um sich vor solcher Decouvrierung nicht fürchten zu müssen, um seine Originalität, seine Modernität hinzuschreiben, wie sie war.
Das Streichquartett
Vor nicht allzu langer Zeit hat das Wiener Alban Berg Quartett wieder einmal sein Streichquartett aufgeführt. Da passieren Prozesse, deren Novitätenwert wirklich dort ansetzt, wo Neue Musik überhaupt nur neu sein kann: im formalen Bereich. Und Lutosławski hat für diese neuen Strukturen, die neuen Überlagerungen, die wirklich neuen Möglichkeiten, den Prozeß des Zusammenspiels von vier Musikern zu organisieren, die einfachst mögliche Schrift gefunden.Das Quartett ist "leicht" zu lesen. Was drinsteht, ist das eigentlich Überraschende. Und es überrascht bis heute, wie ein Beethoven-Quartett, gut gespielt, bis heute überrascht. Das Quartett stammt aus den sechziger Jahren. Es ist ein aufregendes Stück Musik geblieben.
Das Cellokonzert
Von vielen Stücken Lutoslawskis läßt sich das behaupten. Allen voran vom Cellokonzert, das Heinrich Schiff so virtuos, also so spannend musiziert hat, von seiner Dritten Symphonie, die gewiß zu den meistgespielten und auch auf Platten aufgenommenen - Dokumenten der Avantgarde zählt, weil sie Dirigenten und Orchestern eine anregende Aufgabe stellt und nicht wiederkäut, was schon x-fach vorher und besser abgehandelt wurde.Die Welt verabschiedet sich also von einem, der schon zu Lebzeiten "klassisch" geworden ist und dessen Nachruhm sich angesichts vieler, vieler Wiederaufführungen seiner Musik stets erneuern wird. Da gehört nicht viel prophetische Gabe dazu, solches hinzuschreiben. Witold Lutosławski Musik wird man noch spielen, wenn es "irdische" Dinge, die er hinterläßt, etwa das von ihm gegründete Festival Warschauer Herbst, nicht mehr gibt.
Der Komponist ist am Montag abend, 81jährig, in Warschau gestorben. Was er vor allem gelehrt hat: Nicht neue Musik, gute - also auch: schöne - Musik ist die wahrhaft und immer zeitgemäße. ...