Frank Bridge
1879 – 1941
Frank Bridge ist in die Musikgeschichte eingegangen als Lehrer des berühmtesten Komponisten, den England im XX. Jahrhundert hervorgebracht hat: Benjamin Britten.Bridge stammte aus Brighton. Der Vater war Lithograph und Geiger, der auch Unterricht gab und schließlich zum künstlerischen Leiter des Empire Theatre in Brighton wurde, in dessen Orchester der junge Frank Bridge bald mitspielen durfte. Fürs Theater entstanden auch die ersten Orchesterarrangements, die dem künftigen Komponisten als Instrumentationsübung dienten - wie das häusliche Quartettspiel zur Herausbildung eines sicheren Gespürs für die Notwendigkeiten der Kammermusik.
Bis 1903 studierte Frank Bridge dann am Royal College in London. Die Bratsche wurde sein bevorzugtes Instrument. Komposition studierte Bridgs bei Stanford, der ihm eine konservative, aber profunde Ausbildung zuteil werden ließ. Seinen Lebensunterhalt verdiente Bridge zunächst vor allem als Musiker in diversen Orchester und Kammermusik-Ensembles. Er musiziert unter anderem auch mit Joseph Joachim.
Als Komponist gewann Bridge 1905 den zweiten Preis in einem Wettbewerb mit seinem Phantasie-Streichquartett in f-Moll. Das Phantasie-Klaviertrio wurde 1907 mit einer Goldmedaille bedacht. Die frühen Orchesterwerke hatten zunächst aber keine Chance, gedruckt zu werden. Erst die Tondichtung The Sea von 1911, die unter der Leitung von Sir Henry Wood bei den »Proms« 1912 uraufgeführt wurde, machte ein breiteres Publikum auf Bridge aufmerksam.
Die Jahre des Ersten Weltkriegs, die den Pazifisten Bridge verstörten, führten ihn auch in eine Finanzkriese. Lange Zeit war er aufs Unterrichten angewiesen. Erst die Begegnung mit der amerikanischen Mäzenin Elizabeth Sprague Coolidge brachte die Wende: Sie lud Bridge zum Berkshire-Festival in die USA ein und sandte ihren Schützling auf eine Tournee durch die wichtigsten Städte der Ostküste. Außerdem setzte sie Bridge eine jährliche Rente aus, die ihm ab sofort ein sorgloses Leben als Komponist ermöglichte.
In England lebte er trotz einiger Einladungen zu Gastdirigaten für die BBC zurückgezogen. In den letzten Lebenjahren kränkelte er zusehends und starb an seinem Herleiden 1941.
Bridges Musik ist zunächst geprägt von der deutschen und französischen Spätromantik. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg nahm er behutsam Techniken der Avantgarde in Augenschein, beschäftigte sich auch mit der Musik der Wiener Schönberg-Schule und schärfte seine Harmonik, ohne radikal mit der Tonalität zu brechen. In Werken wie dem Dritten Streichquartett von 1927 finden sich Passagen, in denen der harmonische Raum kräftig ausgeweitet wird. Vor allem den bipolaren Akkord, der sowohl die Dur- als auch die Mollterz eines Dreiklangs enthält, verwendete er häufig, um im Vierten Streichquartett (1937) und im 1938 vollendeten Divertimento für Holzbläser die zeittypischen Quart-Akkorde einzubinden und seiner Klangsprache zusehends herberen Charakter zu verleihen.