Zu Besuch bei Alban Berg
Die Wohnung in Wien-Hietzing
Auf der Webseite der Alban Berg Stiftung kann man einen virtueller Rundgang durch Alban Bergs Wohnung machen.
Die Stiftung, die das Erbe des Komponisten des „Wozzeck“ verwaltet, finanziert nicht nur Neue Musik und Konzerte, sondern gewährt nun auch Interessenten einen Einblick in die Lebensverhältnisse.
Daniel Ender, seit einiger Zeit Generalsekretär der Stiftung, möchte das jetzt ändern. Jedenfalls tut er einiges zur Öffnung und verweist nicht zuletzt darauf, dass am heutigen Konzerthaus-Abend, gespielt vom Boulanger-Trio, drei der von der Stiftung finanzierten Werke zu hören sein werden: Johannes Maria Stauds „Terra Fluida“, das zur Wiener Erstaufführung kommt, sowie András Gelléris „Straße“ und Elias Jurgschats „Beleuchten“, die aus der Taufe gehoben werden. Dazu Werke von Beat Furrer und, selbstverständlich, auch von Alban Berg.
Dessen Werk wird von Musikwissenschaftlern derzeit gerade in aufwendiger Rekonstruktionsarbeit nach allen Quellen für eine neue Gesamtausgabe aufgearbeitet. Etliche Bände liegen bereits vor, die beiden Opern „Wozzeck“ und „Lulu“ sind im Werden, für das Violinkonzert ist gerade der Kommentarband in Vorbereitung.
Diese Arbeiten passieren in den Räumlichkeiten der Stiftung im ehemaligen Berg-Wohnhaus in der Trauttmansdorffgasse in Wien Hietzing. Wobei die Stiftung mittlerweile im Besitz des gesamten Hauses ist, in dem Alban und Helene Berg nach ihrer Hochzeit eingemietet waren.
Bergs Arbeitszimmer und einige der Wohnräume sind noch im Originalzustand erhalten. Ebenso wie die Innenräume der ebenfalls zum Stiftungsvermögen gehörenden Villa am Wörthersee, in der sich der Schreibtisch (inklusive Bleistifte und „Ford“-Magazin des leidenschaftlichen Automobilisten Alban Berg) noch genau in jenem Zustand befindet, in dem der Komponist ihn 1935 verlassen hat. Er arbeitete damals gerade an der Vollendung des dritten Akts seiner „Lulu“.
Die Villa bleibt aus erklärlichen Gründen nach wie vor für die Öffentlichkeit unzugänglich. Bergs Ford wurde hingegen im Vorjahr ins Technische Museum gebracht, wo ihm eine Dauerausstellung gewidmet ist.
Wer sich aber für das Interieur der Wiener Wohnung interessiert, in der Alban und Helene Berg ihre Ehejahre verbracht haben und Helene bis zu ihrem Tod gelebt hat, darf jetzt einen Spaziergang durch die Räumlichkeiten machen – wenn auch nur virtuell: Auf der Website der Stiftung (www.absw.at) ist per Computeranimation ein Rundgang abrufbar, der für alle, die über eine 3-D-Brille verfügen, räumliche Dimensionen gewinnt. Wie Berg selbst blickt man, sobald man „am Klavier sitzt“, auf das Foto Gustav Mahlers, das noch wie zu Bergs Zeiten an seinem Platz hängt.
Ehrenplätze an den Wänden der Berg-Wohnung hatten und haben auch noch Gerhart Hauptmann, Karl Kraus und Peter Altenberg, Alma Mahler, aber auch Berg selbst – in Form jenes Gemäldes, das Arnold Schönberg von seinem Schüler angefertigt hat, in siegesgewisser Pose, am Vorabend des Ruhms – eine täuschend echte Replik; das Original hängt im Wien-Museum.