Emmerich (Imre) Kálmán
(1882 - 1953)
Kommt ein Vogerl geflogen,
und das nennt sich Zeppelin,
hat ein Bomberl im Schnabel,
einen Gruß aus Berlin und Wien...
So sang man im Oktober 1914 im Theater an der Wien. Gold gab ich für Eisen, lautete der Titel der Operette. Emmerich Kálmán und
sein Librettist hatten ein vier Jahre früher entstandenes Stück, das in Budapest uraufgeführt worden war, umgearbeitet und zur unverhohlenen Kriegspropaganda gemacht.
Das war gar nicht so ungewöhnlich für das Genre. Schon der beliebte Zigeunerbaron von Johann Strauß strotzt von Militarismen – die damals allerdings vor allem kosmetische Funktion hatten: Im Gleichschritt eines Strauß'schen Zweivierteltaktes ließ sich sogar nach Königgrätz daran glauben, daß die Habsburger-Monarchie wirklich noch eine echte Großmacht samt Armee mit Siegespotenzial sein könnte.
Das alles nach dem Ausgleich multipliziert noch mit einer Verklärung der österreichisch-ungarischen „Bruderschaft“, die in der Folge zu einem Überhandnehmen der magyarischen Themen auf den Operettenbühnen führen sollte.
Auch das Vorgängerstück von Gold gab ich für Eisen, in dem zum inkriminierten Zeppelin-Text noch von den „Sacherln, die du hast, in die hab ich mich vergafft“ gesungen worden war, spielte im Ungarischen; und die unmittelbar darauf folgende Produktion des Duos Kálmán/Grünbaum hieß Der Zigeunerprimas. 1912 im Johann-Strauß-Theater in Wien uraufgeführt, sollte dies das Vorgängerstück zur Csárdásfürstin werden. An der arbeitete Kálmán gerade, als der Erste Weltkrieg ausbrach.
An eine baldige Premiere der Novität war nicht zu denken, stattdessen suchte man fieberhaft nach einem Propagandastück – so arbeitete man kurzerhand Az Obsitos um und machte aus den feschen „Sacherln“ einen „Bombenerfolg“.
Erst ein Jahr später erlebte Die Csárdásfürstin in Wien ihre Premiere. Und ist seither aus dem
Operettenrepertoire nicht mehr wegzudenken. Der Ungarn-Kitsch feiert zwar auch hier fröhliche Urständ. Aber das ist nicht die Hauptsache; erst der jüngeren Gräfin Mariza wird es vorbehalten sein, die Welt in Varaždin rot-weiß-grün zu färben.
Das ist schon nostalgische Geschichtsfälschung; denn Varaždin war immer kroatisch, wenn auch zur „ungarischen Reichshälfte“ zu zählen, was wiederum im Uraufführungsjahr 1924 kein Thema mehr war.
Die Csárdásfürstin, gerade noch in k. u. k. Zeiten präsentiert, blieb freilich dank eines verschwenderischen Melodienreichtums (samt leuchtkräftig raffinierter Instrumentation!) und, was ebenso wichtig ist, einer exzellent funktionierenden Dramaturgie des → Textes ein Kassenschlager.