Das Paradies und die Peri
Das
Paradies und die Peri war, man glaubt es kaum, zu Robert Schumanns Lebzeiten eines seiner meistgespielten Werke. Nur die Frühlingssymphonie erklang zu seiner Zeit noch häufiger. Heute ist das anders. Das Oratorium zählt zu den Rarissima in den Spielplänen, gilt als unbekannte Größe
in Schumanns im übrigen populären Oeuvre.
Freilich werden die raren Aufführungen in unseren Tagen meist zu umjubelten Erfolgen: Bei entsprechend leidenschaftlicher Umsetzung des Notentextes werden Paradies und Peri zum anregenden, zuweilen
bezaubernden, manchmal sogar erschütternden „Musiktheater” ohne Bühne – also
möglicher Weise ganz das, was Schumann in seiner notorisch unbefriedigten Lust
an der Oper sich erträumt haben mochte.
Die musikalische Phantasie des Komponisten verfolgt die aus dem Garten Eden verstoßene Peri auf ihrem Leidensweg: Sie möchte zurück ins Paradies und muß dafür eine Opfergabe darbringen. Das Blut eines tapferen indischen Kriegers taugt dafür so wenig wie die selbstlose Hingabe eines Mädchens an den
pestkranken Freund.
Erst die Tränen eines reuigen Sünders bringen die Erlösung.
Schumanns Musik changiert reizvoll zwischen orientalischem Kolorit, effektvoller Genrezeichnung und inniger
Seelenbespiegelung. Mehr als einmal kommt der subtile Liederkomponist zu seinem Recht.
Einer der engagierten Anwälte für die Peri war Nikolaus Harnoncourt, der auch eine CD-Aufnahme mit Dorothea Röschmann und dem Bayerischen Rundfunkorchester eingespielt hat.