Das Klavierquintett
Robert Schumann (1842)
Romantischer Überschwang,
formale Meisterschaft
Bahnbrechend wirkt Schumanns stilistische Meisterschaft, die den klassischen Formen einen unverwechselbar romantischen Tonfall sichert und oft kühne Experimente wagt.
Allegro brillante
Der erste Satz des Klavierquintetts wagt bei allem emotionalen Überschwang, der die Musik vom ersten Takt an prägt und vorantreibt, eine geradezu mustergültige Umsetzung der klassischen Sonatenform mit einer absolut schulgerechten Reprise hören.
In modo d'una marcia - un poco largamente.
Den oft mit einem Trauermarsch verglichenen langsamen Satz - zu dessen Formgebung siehe oben (Entstehung und Wirkung) - folgt
Scherzo. Molto vivace.
ein übermütiges, geradezu turbulentes Scherzo, dessen akrobatische Anfoderungen an die Geläufigkeit des Pianisten wohl eine Hommage an Claras legendäre Virtuosität war: Der Pianist gibt hier den Streichern das Tempo vor; und treibt in geradezu clownesk-launiger Manier atemberaubende rhythmisch-metrische Verwirrspiele.
Allegro, ma non troppo.
Im Finale türmt Schumann in einem bemerkenswerten kontrapunktischen Unterfangen kurz vor Schluß des Finales die Themen der Ecksätze seiner Komposition zu einer Fuge übereinander, die trotz aller meisterlichen Faktur in keinem Moment den expressiven Schwung der Musik hemmt.
Aufnahmen
Die musikantisch überzeugendste Aufnahme aus der Stereo-Zeit stammt vermutlich vom Beaux Arts Trio mit Dolf Bettelheim und Samuel Rhodes - eine Wiedergabe, die jeglichem Virtuosengehabe abhold ist, obwohl Menahem Pressler manchen Solisten-Kollegen mit der Selbstverständlichkeit, mit der er die pianistischen Hürden bewältigt, in die Schranken weist.
Die Aufnahme entstand live im Amsterdamer Concertgebouw und es ist wohl kein Zufall, daß auch eine weitere Schlüssel-Aufnahme im Katalog live entstand, mit allen Imponderabilien eines solchen Unternehmen, aber getragen vom Schwung und dem Feueratem der Begeisterung, den diese Musik braucht: Es war der erste Live-Mitschnitt eines Konzerts, den der gestrenge Primarius des Alban Berg Quartetts, Güner Pichler, zur Veröffentlichung freigab. Er entstand in der New Yorker Carnegie Hall mit Philippe Entremont - wohl in der Form seines Lebens - am Steinway.
Auch das Temperament der Martha Argerich kommt dieser Musik entgegen. Die große Pianistin hat das Werk zweimal live aufnehmen lassen, das zweite Mal bei ihrem Festival in Lugano mit Dora Schwarzberg, Lucy Hall, Nobuko Imai und Mischa Maisky.