Clara Schumann
1819 - 1896
Die Tochter des Musikpädagogen Friedrich Wieck verdrehte dem Klavierstudenten Robert Schumann den Kopf. Fast ein Jahrzehnt mußte der Komponist gegen Wiecks Widerstand kämpfen - doch ein gerichtlicher Bescheid ermöglichte Robert und Clara die Heirat. Sie war Schumanns Muse - und wurde nach seinem Tod die Muse des jüngeren Johannes Brahms, für den sie ebenfalls zum »Lebensmenschen« werden sollte.
Ob sich zwischen Clara und Brahms in den Monaten, die Robert Schumann in der Nervenheilanstalt seinem Ende entgegendämmerte, eine Liebesbeziehung entwickelt hat, wird nie mehr ganz mit Sicherheit festzustellen sein. Jahrzehnte später haben die beiden ihre Korrespondenz vernichtet - geblieben sind nur jene Briefe, die belegen, daß Johanes Brahms bis zuletzt sich über seine Werke mit Clara austauschte, die als weltberühmte Pianistin zuerst für Schumann, dann für ihn zur bedeutendsten Interpretin geworden war.
Clara und ihre beiden Genies
Sicher ist, daß sowohl Schumann als auch Brahms ein Verlöbnis lösten, weil Clara ihnen ihre Zuneigung signalisierte: Das Mädchen war eifersüchtig auf Ernestine von Fricken, die Schumann zu ehelichen gedachte - aber nach eindeutigen Avancen Claras die Verlobung auflöste; und zwar unter dem Vorwand, Ernestine sei nicht die leibliche Tochter des Barons von Fricken....
Jahre später trennte sich Johannes Brahms im Banne der fasinierenden Persönlichkeit der jungen Witwe Clara Schumann von seiner Verlobten Agathe von Siebold - Ach, lieber Johannes, hättest du es doch nicht so weit kommen lassen, schreibt Clara zweideutig an den Komponisten, der sein Lebtag unverheiratet blieb und die Verbindung zu Clara bis an deren (und kurz vor sein eigenes) Lebensende pflegte.
Clara als Komponistin
Als Komponistin hat Clara Schumann seit ihrem dreizehnten Lebensjahr Musik für den eigenen Gebrauch geschaffen. Ihr Klavierkonzert, ein formal interessantes Werk mit einem effektvollen Polonaisen-Finale vollendete sie mit fünfzehn. Robert Schumann, damals gerade Schüler des Vaters Friedrich Wieck, half beim Instrumentieren.
Und noch in der Ehe mit Robert Schumann komponierte sie: Drei ihrer Lieder konnte Schumann in sein Liederheft op. 37 »einschmuggeln« ohne daß jemals jemand auf die Idee gekommen wäre, diese Musik könnte »von einer Dame komponiert« worden sein - was sie für die damalige Musikkritik allen Ernstes einer Rezension unwürdig erscheinen hätte lassen!
Tatsächlich schrieb ein Kritiker nach einer Aufführung des Klavierkonzerts:
...hörte man das Werk, ohne den Schöpfer zu kennen, nie würde man dem Gedanken Raum geben, es sei von einer Dame geschrieben! ... doch kann von einer Recension keine Rede sein, weil wir es mit dem Werk einer Dame zu thun haben.
Es war auch keineswegs selbstverständlich, daß die berühmte Pianistin als Lehrerin wirken durfte: Sie war die einzige Frau am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt/Main, wo sie von 1878 bis 1892 unterrichtete. Statt zu konponieren, widmete sie sich bald vor allem der Herausgeber-Tätigkeit für die Werke ihres verstorbenen Mannes.