Modest Mussorgsky
1839 – 1881
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Ilja Repins Portrait (1881)
Wenn es einen Komponisten gibt, der auch in den Augen (und Ohren) der Russen der »russischste« ist, dann war das wohl Modest Mussorgsky.
Mit → Boris Godunow und → Chowanschtschina hat er die russischen Nationalopern schlechthin gedichtet und komponiert - für die Musikgeschichte stehen diese Werke heute noch spürbar in Opposition zu den Bühnenwerken Tschaikowskys, die zwar nicht minder »russisch« sind, aber im Vergleich mit den urwüchsigen, auch dramaturgisch ganz einzigartigen, formal quasi anarchisch aus der jeweiligen Situation entwickelten Stücken Mussorgskys doch vergleichsweise »westlichen« Charakter haben.
Anarchisch war nicht nur die Lebensweise des zunächst zum Offizier der Armee des Zaren bestimmten Künstlers. Als Komponist war Mussorgsky, der in der Jugend Klavierunterricht genommen hatte, weitgehend Autodidakt. Aus der Tradition nahm er, was für seine Zwecke brauchte, gehorchte im übrigen aber nur seinen künstlerischen Instinkten, die ihn von Werk zu Werk originelle Lösungen finden ließen. Mussorgskys meistgespieltes Werk sind die Bilder einer Ausstellung, ein Zyklus von Klavierstücken nach (teilweise heute verschollenen) Gemälden Viktor Hartmanns, der aber vor allem in der brillanten Orchesterversion von Maurice Ravel populär geworden ist.
Mussorgsky vereint hier die Tradition der romantischen Charakterstücke mit den fortschrittlichen illustrativen Techniken der symphonischen Dichtung - Ravel mußte diesen Faden nur aufnehmen und mit seiner farbigen Orchestrierungskunst die Stücke zu einer veritablen Tondichtung zu machen.
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