Richard Heuberger

1850 - 1914
Operettenmeister - Kritiker

Richard Heuberger ist berühmt geworden als Komponist der Operette Der Opernball, (1898) eines der geistvollsten und handwerklich feinsinnigsten Meisterwerke der goldenen Ära des Wiener Unterhaltungstheaters. »Komm mit mir ins Chambre separée« wurde ein Schlager.

Die Musik betrieb der studierte Ingenieur zunächst lediglich als Hobby. Wie Joseph Strauß widmete er sich der Technik, er arbeitete als Eisenbahningenieur, ehe ihn die Musik vollständig in ihren Bann zog. Der aus Graz gebürtige Fabrikantensohn war Chordirektor (unter anderem der Wiener Singakademie und des Männergesangvereins), aber auch Musikkritiker der Neuen Freien Presse, wo er als Chefkritiker auf Eduard Hanslick folgte, ehe Julius Korngold diese Position übernahm.

Als wortgewandter Musikschriftsteller verfaßte Heuberger auch eine Biographie Franz Schuberts, die sich durch kritisches Quellenstudium auszeichnet und erstmals den Geburtsort von Schuberts Vater (Neudorf bei Märisch-Schönberg) korrekt angibt, sowie Erinnerungen an Johannes Brahms, die zu den lesenswertesten Dokumentationen des Wiener Kulturlebens des Fin de siècle gehören.

Zum Schubertkreis hatte Heuberger Beziehungen, da eine seiner Tanten mit Schuberts Halbbruder Andreas (1823-1893) verheiratet war. Erinnerungen an die Familie Schubert publizierte Heuberger 1913 in der Grazer Tagespost.

Der Erflog der Operette Opernball veranlaßte die Direktion des Theaters an der Wien, Heuberger mit der Komposition des Librettos zu Die lustige Witwe zu beauftragen. Nachdem dem Komponisten aber nichts rechtes einfallen wollte, übergab er den Text einem Kollegen: Den Welterfolg unter diesem Titel schrieb Franz Lehár...

Heubergers Sohn Richard junior wurde ein bekannter Historiker.

↑DA CAPO