Paul Büttner

1870 - 1943

Als engagierter Parteigänger der deutschen Sozialdemokratie verlor Paul Büttner, zuvor wohlbestallter Direktor des Dresdner Konservatoriums, all seine Ämter und Ehren und verlebte seine letzten zehn Jahre als Privatlehrer in Armut, attackiert von den NS-Machthabern auch, weil seine Ehefrau → Eva Jüdin - und eine der wichtigsten Chronistinnen des jüdischen Lebens in NS-Deutschland - war.

Der traurige Lebensabend verdüsterte ein erfolgreiches Künstlerleben, das der aus armen Verhältnissen stammende Komponist und Chorleiter zunächst als umherziehender Musiker verbrachte, um nach dem Tod seines Vaters Geld für die Familie zu beschaffen. Büttner, der seine ersten Kompositionen mit acht Jahren verfaßt hatte, durfte am Dresdner Konservatorium studieren. Statt der ersehnten Violine wurde es die Oboe, für die es eine Freistelle gab. Bald wurde Büttner aber auch in die Kompositionsklasse Felix Draesekes aufgenommen, dessen bester Schüler er wurde. Die Tonsprache Büttners blieb bis zuletzt der Spätromantik verhaftet und läßt durchwegs den Einfluß Wagners hören. Handwerklich war Büttner perfekt geschult und stellte das auch originell unter Beweis - etwa in einer achtteiligen Triosonate deren Untertitel die komplexe Faktur des Werks umschreibt:

Kanons mit Umkehrungen im doppelten Kontrapunkt der Duodezime.
Doch klingt seine Musik alles andere als gelehrt, schwelgt eher in Klängen und malt üppige, stimmungsvolle Klangbilder.

Den Einstieg ins professionelle Musikerleben schaffte Büttner als Chordirigent: Er war Leiter des Arbeitersängerbundes Dresden und betreute den Chor des Dresdner Konservatoriums, an dem er ab 1918 auch Komposition unterrichtete und dessen Direktion er 1924 übernahm. Nebenher verfaßte er Musikkritiken für die Dresdner Volkszeitung. (Das journalistische Werk umfaßt in Büttners Nachlaß 12 Bände mit insgesamt etwa 1700 Texten in der Sächsischen Landesbibliothek.)

Die wichtigsten Kompositionen Büttners, darunter die Opern Das Rumpelstilzchen und der Einakter Anka, sowie die Operette Das Wunder der Isis entstanden großteils vor dem Ersten Weltkrieg, während dessen seine abschließende Vierte Symphonie komponiert wurde, die 1919 von der Sächsischen Staatskapelle uraufgeführt wurde.

Im Zentrum des Werkkatalogs stehen die vier Symphonien, von denen Rundfunkanstalten in Berlin, Dresden und Leipzig gediegene Aufnahmen gemacht haben. Die farbenprächtige, dramatisch durchpulste Einspielung der Vierten durch das RSO Berlin unter Gerhard Pflüger ist auch auf CD greifbar. (Sterling)

Die Symphonien



Vom kontrapunktischen Filigranwerk des Streichtrios in Kanonform gibt es eine vorzügliche Aufnahme durch das »Trio Montserrat«.

DA CAPO

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