*** SINKOTHEK ** DISKOGRAPHIE ***

BRUCKNERS SYMPHONIEN

»Nr. 0«, d-Moll

Die von Bruckner selbst stammende »Zählung« ist irreführend. Die letzten Arbeiten an der Partitur dieser d-Moll-Symphonie schloß der Komponist ab, als die offizielle Erste Symphonie längst vollendet war. Dennoch wollte er sie nicht gelten lassen. Erst 1924 erklang das Werk zum ersten Mal. Und doch enthält es viel vom liebgewordenen Bruckner-Klang und Bruckner-Stil.



Klanglich am schönsten gelang die Aufnahme durch Bernard Haitink und das Concertgebouw Orchester, ganz aus der Perspektive der späteren Werke, mit einem gewichtigen und dramatisch impulsiv gesteigerten Kopfsatz und einem zu Herzen gehenden langsamen Satz, der eigentlich ein Andante sein sollte, bei Haitink aber zum Vorgänger der großen, breiten Adagio-Sätze der späteren Symphonien wird..


II c-Moll

Die Zweite ist die am meisten vernachläßigte Bruckner-Symphonie im Repertoire. Mit ihren vielen Brüchen, Zäsuren - der Kosename "Pausensymphonie" kommt nicht von ungefähr - gibt sie Interpreten wie Publikum manches Rätsel auf. Von ihr gibt es interessanterweise zwei außerordentlich gelungene Aufnahmen, die in Wien von italienischen Dirigenten gestaltet wurden.

* Carlo Maria Giulini hat die Zweite mit den Symphonikern aufgeführt und für Schallplatten eingespielt. (Wiener Symphoniker)


* Riccardo Muti hat die Zweite für ein Festkonzert anläßlich seines 75. Geburtstags mit den Wiener Philharmonikern bei den Salzburger Festspielen gewählt. (DG)



VIII c-Moll

Erste Fassung (1887)

Lange vernachläßigt, genießt die ursprüngliche Version der Achten seit einiger Zeit wieder hohes Ansehen. Was Hermann Levi, der das Werk zurückwies, verstörend fand, sehen heutige Musikfreunde als Ausdruck von Bruckners kühnem kompositorischen Willen. Wirklich erstaunlich ist an der Ur-Achten der Schluß des ersten Satzes - er schließt nicht mit der berühmten, gespenstischen "Totenuhr", sondern mit einem triumphalen C-Dur-Fortissimo, das den Symphonieschluß allzu vorschnell vorwegzunehmen scheint.
Aufregender als in der gewohnten Zweitfassung verläuft die große Steigerung im Adagio, die nicht in zwei, sondern sechs Beckenschlägen gipfelt, vielleicht der ekstatischste Moment, den Bruckner je komponiert hat. Hier nimmt sich die Zweitfassung ein wenig zurück, ohne an Impetus zu verlieren.
Geschmackssache, zweifellos. Franz Welser-Möst, der beide Versionen der Achte im Repertoire hat, nahm mit seinem Cleveland Orchestra die Urfassung für Video auf - an Bruckners Wirkungsstätte, dem oberösterreichischen Stift St. Florian.

Cleveland Orchestra
Franz Welser-Möst
live 2009. (DG)

Zweite Fassung (1890)

Karajan, live 1988

Wer dabei war, vergißt dieses Konzert nie: Im Musikverein demonstrierten die Wiener Philharmoniker, wie man unter Ausnutzung aller klanglichen und dynamischen Möglichkeiten Bruckners gewaltiger symphonischen Architektur gerecht wird: Formale Balance bei gleichzeitiger höchster emotioneller Detailarbeit.
Das Adagio strömt in unvergleichlicher Schönheit, und doch dramaturgisch bis zum Äußersten gesteigert, Momente wie die "Todesverkündigung" oder die "Totenuhr" im ersten Satz, der "Kosakenritt", mit dem das Finale beginnt, die unausweichliche Schluß-Steigerung: Daß es gelang, dieses Ereignis für die Nachwelt festzuhalten, gehört zu den Glücksfällen der Aufnahmegeschichte!

Wiener Philharmoniker
Herbert von Karajan
live 1988 . (DG)

↑DA CAPO