Joseph Anton Steffan

(1726 - 1797)

Joseph Anton Steffan stammte aus Böhmen, war aber auf Flucht vor den kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeit nach Wien gelangt, wo er als Schüler Georg Christoph Wagenseils bald zum gesuchten Cembalisten wurde. 1766 trat er Wagenseils Nachfolge als kaiserlicher Klavierlehrer an und erhielt einen Vertrag als »Klaviermeister« der Prinzessinnen Maria Karolina und Maria Antonia, der späteren Königinnen von Neapel und Frankreich.

So galt Steffan bald als gesuchter Musiklehrer in der Stadt. Die Schriftstellerin Caroline Pichler, die Steffans Schülerin war, schildert in ihren Erinnerungen den Lehrer als einen humorvollen »eigenthümlichen Mann«, der seine Schüler nicht nur durch fachliche Kompetenz sondern »auch durch seine gute Laune« zu fesseln wußte.

Eine Augenkrankheit die zur Erblindung führte, zwang Steffan, schon in den Siebzigerjahren aus dem Hofdienst auszuscheiden. Doch ging er seiner kompositorischen Arbeit nach und wurde zu einem der wenigen Meister, an denen Mozart in seiner Wiener Zeit Maß nahm. Sowohl für die Geschichte des Instrumentalkonzerts im Übergang vom Barock zur Klassik als auch für jene der Klavier-Fantasie leistete Steffan nachhaltige Beiträge. Die Sammlung von sechs Concerti ist für Cembalo oder Harfe gedacht.

Steffans Klavier-Capricci hallen in Mozarts und Beethovens Fantasien noch nach. Anders als bei Mozart und Beethoven sind für den kaiserlichen »Hofclaviermeister« Steffan allerdings keine öffentlichen Auftritte nachweisbar.

Wichtig für die Entwicklung des Singspiels und den Liedgesang wurde Steffans Sammlung deutscher Lieder für’s Clavier, die bei Kurzböck in drei Bänden 1787 bis 1780 erschien, ein (als Vol. III numerierter) vierter Band ist von fremder Hand ediert worden. Diese Stücke stellen die ersten Klavierlieder in deutscher Spache dar.

Wurzbach merkt in seinem biographischen Lexikon an, daß eines von Steffans Liedern (»Das Veilchen im Hornung« nach Gleim) von Haydn als Vorlage für »eines seiner schönsten Adagios« verwendet wurde. Wie bei Steffan zeigte sich in Sachen Liedkomposition auch bei Haydn Hofrat Franz Sales von Greiner, der Vater Caroline Pichlers, als wahrer Mäzen: Er stellte beiden Komponisten Sammlungen deutschsprachiger Gedichte zur Verfügung. Haydn holte bei Greiner dann auch ein Expertise »in Betreff des Ausdrucks« seiner Komposition ein.

Andreas Staier hat eines der Klavierkonzerte Steffans mit Werken von Salieri auf CD herausgebracht. Die Herkunft der Adagio-Introduktion des ersten Satzes von den empfindsamen Vorbildern eines Carl Philipp Emanuel Bach ist ebenso unüberhörbar wie die Vorbildwirkung der volkstümlichen Allegro-Melodik für das Wiener Singspiel. (Teldec/Warner)

Eine sehr launige Aufnahme von vier Klavierkonzerten veröffentlichte Edita Keglerová mit dem Hipocondria Ensemble (ArcoDiva). Anders als Staier musiziert sie nicht auf einem Hammerflügel, sondern auf dem Cembalo.

Auf dem Fortepiano musiziert Edoardo Torbianelle seine Auswahl aus Klaviersonaten und -Fantasien Steffans, die 2010 auf zwei CDs bei Pan Classics erschien.

Auf dem modernen Konzertflügel musiziert, läßt sich bei den harmonischen Abenteuern mancher Adagio-Sätze von Steffan die Parallele zu kühnen Experimenten der Wiener Klassiker ziehen. Marietta Petkova macht (auf Doron Music) die Probe aufs Exempel.



↑DA CAPO