Ignaz Joseph Franz BECK
1734 - 1809
Beinahe dieselben Lebensdaten wie Joseph Haydn, aber von der Nachwelt ignoriert: Ignaz Joseph Franz Beck war dennoch einer der originellsten Komponisten aus der »zweiten Reihe« der Klassiker-Zeitgenossen. Als Schüler von Johann Stamitz schrieb er Orchestermusik ganz im fortschrittlichen Stil der Mannheimer Schule.
Er wurde Opfer einer Hofintrige, die mit theatralischen Mitteln ein Duell inszenierte, in dem Beck vorgespiegelt wurde, er hätte seinen Gegner erschossen.
Beck mußte Mannheim verlassen und schlug sich als rechter Haudegen nach Frankreich durch.
Karriere in Frankreich
In Marseille amtierte er als Opernkapellmeister. Bordeaux wurde zu seiner Heimatstadt. In Paris war er während des Ancien régime auch als Opernkomponist gern gesehen.
Musik für alle Herrscher
Auch seine dramatische Vertonung des Stabat Materi> machte in der Ära Ludwigs XVI. noch Furore. -- Und offenbar konnte sich Beck mit den Zeitläuften arrangieren: Dieses geistliche Chef d'Oeuvre ließ er 1806 noch einmal kopieren und versah es mit einer Widmung für Napoleon...
Musikalische Avantgarde
Den Abkömmling der Mannheimer Orchesterschule verraten Becks frühe Symphonien, die voll Esprit und kraftvollen Eingebungen sind. Die späteren Werke in den vier Symphonien-Serien
op. 1 (1758)
op. 2 (1760)
op. 3 (1762) und
op. 4 (1766)
zeigen ihn auf einem ganz eigenständigen Weg, der pittoreske, durchaus opernhafte Ausdrucks-Musik mit einem modernen, die klassischen motivisch-thematischen Verarbeitungstechniken vorwegnehmenden Stil verbindet. Dabei soll nicht vergessen werden, daß Becks bahnbrechende symphonische Werke etwa zur gleichen Zeit entstehen wie die ähnlich revolutionären Kompositionen Joseph Haydns.
Daß von Becks späteren Opernpartituren nichts überliefert ist, zählt angesichts der bedeutenden Partitur des viel später komponierten Stabat mater (1783) zu den bedauerlichsten Fehlstellen im Klassik-Katalog. Die erhaltenen Ouvertüren weisen Beck auch in Sachen Musikdramatik als originellen, ja avantgardistischen Kopf aus.
Die Aufnahmen unter Michael Schneider sind exzellent, im rechten vorwärtsdrängenden, oft stürmischen Ton; gefühlvoll in den »empfindsamen« Passagen. Die perfekte Beck-Einstiegsdroge.
Das Stabat mater, das Beck 1806 Kaiser Napoleon widmete, ist - wiewohl zu diesem Zeitpunkt stilistisch hörbar dem musikalischen »Ancien régime« zugehörig, ein eindrucksvolles Werk. In der Aufnahme mit La Stagione Frankfurt führt die famose - in der Arie Vidit suum dulem natum besonders ausdrucksstarke - Sandrine Piau das Solistenensemble an.