Carl Philipp Emmanuel BACH
1714 - 1788
Carl Philipp Emmanuel war der zweite Sohn Johann Sebastian Bachs, genannt der »Berliner« oder »Hamburger« Bach.
Den ersten Unterricht erhielt Carl Philipp Emmanuel von seinem Vater. Er besuchte die Lateinschule in Köthen und ab 1723 die Thomasschule in Leipzig. 1731 immatrikulierte er sich als Jus-Student und ging drei Jahre später nach Frankfurt an der Oder. 1738 bestellt ihn der preußische Kronprinz Friedrich an seinen Hof nach Ruppin. In der Kapelle des nachmaligen Königs musizierte er Seite an Seite mit Johann Joachim Quantz und den Brüdern Graun.
Am Hofe Friedrichs II.
Friedrich II. machte ihn zu seinem »Kammercembalisten«.
Klaviersonaten
Für Herzog Carl Eugen von Württemberg, der an Friedrichs Hof in Berlin lebte und zu seinen Schülern zählte, schrieb Carl Philipp Emmanuel Klaviersonaten, die als Württembergische Sonaten in die Musikgeschichte eingingen.
Sie sind die Weiterentwicklung der zwei Jahre zuvor für den König komponierten Preußischen Sonaten.
Auch für Friedrichs Schwester Anna Amalia entstand eine Sechser-Reihe von Sonaten, die 1760 gedruckt wurden und schon im Titel der Erstausgabe auf die Neuerungen hinwiesen, die Carl Philipp Emmanuel Bach der Musikgeschichte beschert hat:
Sechs Sonaten mit veränderten Reprisen
spiegeln die Heraufkunft der klassischen Durchführungstechnik, deren Ideengeber C. P. E. Bach mit seiner raffinierten Variations- und Metamorphose-Technik von Themen, Motiven und Motivzellen war.
Ausdrucks-Musik
Gleichzeitig gilt Carl Philippe Emmanuels Musik als bahnbrechend im Hinblick auf die Ausdrucksqualitäten der Musik. Der Komponist liebte es, improvisatorisch sprechende Portraits seiner Bekannten in Tönen zu zeichnen.
Er wollte, wie er selbst bekannte, leidenschaftliche, erregende Musik schreiben, die imstande war, ebenso das Herz zu rühren wie den Intellekt zu fordern, um - wie sein Vater das einmal formuliert hatte - Kenner und Liebhaber zu erfreuen.
Car Philipp Emmanuel Bach wurde so zu einem der Vorkämpfer einer musikalischen Empfindsamkeit und des musikalischen Sturm und Drang.
Spätere Komponisten, allen voran Beethoven, beziehen sich mit Hochachtung auf ihn als einen »Vorgänger«, der freilich auch den Musizierstil revolutionierte.
Hie und da legte er seinen Werken ganz offen »Programme« zugrunde, die oft an Drastik nichts zu wünschen übrig lassen und der Musik jähe Kontraste verleihen.
So schildert etwa die erste der beiden 1751 publizierten Triosonaten (in c-Moll, Wq 161) einen Dialog zwischen einem Melancholiker und einem Sanguiniker, der seinen Gesprächspartner erst im Laufe des langsamen Mittelsatzes überzeugen kann, seine Lebensart anzunehmen. Zunächst stoßen die Charaktere hart aufeinander.
Pianistische Technik
Seine pianistische Technik legte Carl Philippe Emmanuel in einem bahnbrechenden Lehrwerk nieder:
Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen, mit Exempeln und achtzehn Pro- bestücken in sechs Sonaten erläutert
erschien in zwei Bänden 1753 bzw. 1762.
Die Abhandlung wurde für die Rückbesinnung auf historische Spielpraktiken neben den Lehrwerken von Quantz und Vater Mozart zu einer der wichtigsten Quellen.
Telemanns Nachfolge
In späten Jahren, nachdem die Bewerbung um die Nachfolge seines Vaters als Thomaskantor in Leipzig gescheitert war, übernahmen C. P. E. Bach die Nachfolge seines Taufpaten und Freundes Georg Philipp Telemann als Musikdirektor an den fünf Hauptkirchen und Kantor am Gymnasium Johanneum in Hamburg.
Hier verkehrte er mit Lessing, Klopstock und Matthias Claudius und versuchte, mit populären öffentlichen Konzerten wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen.
Euopaweit verband die Musikwelt mit dem Namen Bach jahrzehntelang zunächst einmal den seinen; erst Mitte des XIX. Jahrhunderts entdeckte man die Bedeutung von Vater Johann Sebastian.
Der musikalische Nachlaß C. P. E. Bachs ist enorm. Allein 50 Klavierkonzerte, 19 Symphonie, 30 Triosonaten, Motetten, Kantaten, 20 Passionsmusiken, zwei Oratorien zahllose Oden, Lieder und Arien, darunter C. C. Sturms Geistliche Gesänge mit Melodien zum Singen bey dem Claviere als frühe Formen bürgerlicher Hausmusik (gedruckt in Hamburg, 1780/81).