Juan Crisostomo de Arriaga

1806 - 1826

Juan Crisostomo de Arriaga wurde gerade einmal 20 Jahre alt und darf doch als einer der bemerkenswertesten Komponisten der Epoche »zwischen« Klassik und Romantik gelten. Geboren wurde der gern als »spanischer Mozart« titulierte Komponist in Bilbao als Sohn einer wohlhabenden Familie, die gute Beziehungen zum spanischen Königshaus pflegte. Der talentierte junge Mann, der autodidaktisch bereits mit elf ein Divertimento Nada y mucho und mit 13 eine zweiaktige Oper namens Die glücklichen Sklaven komponierte, die in Bilbao 1820 uraufgeführt wurde, durfte 1821 nach Paris reisen. Dort wurde er Luigi Cherubini vorgestellt, der damals einer der Inspektoren des Pariser Konservatoriums war. Arriaga studierte bei Pierre Baillot Kontrapunkt und bei Fetis und Violine.

In Paris entstanden jene Werke, die seinen Ruhm bis heute hoch halten, drei Streichquartette und die Symphonie in D, die später ein ebenso spritziges Gegenstück erhalten sollte: Georges Bizet war ebenso jung, als er seine brillante, ebenso frühvollendete Symphonie in C-Dur schrieb.

Arriaga starb 1826, zehn Tage vor seinem 20. Geburtstag, an einer Lungeninfektion.

Die 1824 in Paris gedruckten Streichquartette und die Symphonie nehmen eine Zwischenposition zwischen Haydn, Mozart und dem frühen Beethoven ein.

Quartett Nr. 1 in d-Moll Das Erstlingswerk beginnt mit einem solid gebautes Sonaten-Allegro: Es setzt ein melancholisches Eingangsthema gegen einen lebhaften, volksliedartigen Seitensatz. Das Adagio exponiert eine weit geatmete Melodie der Primgeige. Das Scherzo entpuppt sich als klassisches Menuett, dessen Trio freilich von originellen Pizzicato-Akkorden geprägt ist, die Gitarren-Effekte evozieren. Im Allegretto-Finale überrascht eine Adagio-Introduktion die nach dem Muster einiger Beispiele bei Haydn oder Mozart vor dem Schluß noch einmal wiederkehrt.

Quartett Nr. 2 in A-Dur iIm A-Dur-Quartett erscheint die kontrapunktische Arbeit besonders ausgewogen. Die vier Stimmen sind wirklich virtuos behandelt und gleichwertig. Das einleitende Allegro von brio ist von höchster Vitalität. Das musikantische Andante con variaciones bringt solistische Effekte in jeder Variation, etwa einen springlebendigen Dialog zwischen Primgeige und Cello (Variation II), imitatorisch verschachtelte Einsätze aller vier Instrumente (VI), demgegenüber stehen Charaktervariationen wie eine von der Bratsche geführte melancholische Moll-Variante (III) oder eine originelle Pizzicato-Variation (IV). Das Scherzo ist wie schon in Nr. 1 ein Menuett, in dem wiederum die kontrapunktische Arbeit fesselte, die mit größter Leichtigkeit gesetzt ist und immer wieder von anmutigen Gesten aufgelockert wird. Das Finale beginnt mit einer improvisatorischen, unisono beginnenden »Kadenz«, die nach der Aufstellung des charmanten Rondo-Themas noch einmal aufgenommen wird, ehe der quirlige Satz tatsächlich seinen Lauf nimmt.

Quartett Nr. 3 in Es-Dur

Das Es-Dur-Quartett ist das elaborierteste der drei Werke. Die thematische Arbeit im einleitenden Allegro ist raffiniert und schließt einige überraschende Modulation ebenso mit ein wie originelle melodisch Ausprägungen des Hauptthemas noch während der Exposition. Das Andantino kann als dramatische Szene gedeutet werden, in der eine idyllische Pastorale durch eine stürmische, von heftigen Tremoli gebeutelte Passage unterbrochen wird. Erstaunlich herb und erneut von überraschenden modulatorischen Passagen beherrscht gibt sich das Menuetto. Eine launige Figur, die schon im Eingangs-Allegro angeklungen war, beherrscht dann das launig-verspielt kontrastierende Trio. Das Finale ist ein Presto agitato von großem melodischem Charme.


Das Ensemble La Ritrata spielt die vier Werke auf Originalinsrumenten, in verhältnismäßig tiefer Stimmung - und mit einigen abenteuerlichen Intonations-»Abenteuern«, aber mit hinreißendem Schwung und verschmitztem Humor.

↑DA CAPO