Der Nachzügler
Klavierkonzert B-Dur, KV 595
Mozarts letztes Klavierkonzert, B-Dur (KV 595) erscheint im eigenhändigen Werkverzeichnis des Komponisten unter dem Datum 5. Januar 1791.
Die Uraufführung fand erst am 4. März des Jahre statt — anlässlich eines Benefizkonzert für den Klarinettisten Joseph Beer. Der Komponist veranstaltete schon seit 1788 keine Konzerte mehr "zum eigenen Vorteil", wie er sie nach seiner Übersiedlung nach Wien so erfolgreich gab; und für diese Zwecke seine großen Klavierkonze´glrte geschrieben hatte.
KV 595 ist ein Nachzügler, von abgeklärter Schönheit wie manche Passage der wenig später entstandenen Zauberflöte - und trotz fröhlichen Einwürfen wie jener Bläserfanfare, die frohgemut immer wieder den lyrischen Beginn des Konzerts unterbricht, durchwegs melancholisch umflort. Immer wieder wenden sich melodische Bögen unversehens nach Moll. Und die Durchführung des Eingangs-Allegros beginnt mit einem harmonisch kühnen Modulationsgang von der (weit vom Grundton entfernten) Tonart h-Moll über C-Dur nach es-Moll, eine Region im Quintenzirkel, in die sich dieser Komponist äußerst selten (und nur in Augenblicken extremer seelischer Qualen in seinen dramatischen Werken) verliert.
Apart auch die kontrapunktischen Dialoge zwischen den Bläsern und dem Soloinstrument.
Kontrastierend zu diesen introvertiert-aufgewühlten Stimmungswelten gibt sich das folgende Larghetto schlicht, während das Finale, wiewohl über das unbeschwerte Frühlingslied "Komm, lieber Mai und mache" improvisierend, mache Doppelbödigkeit des Stirnsatzes wieder anklingen läßt. Auch hier erinnert manches an die scheinbare Simplizität der Zauberflöte und deren subtile Vieldeutigkeit, Der letzte Orchestereinsatz nach der Solo-Kadenz gehört zu den geheimnisvollsten Mozart-Passagen überhaupt.