Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92
1812
Poco sostenuto – Vivace
Allegretto
Presto
Allegro con brio
Allegretto
Presto
Allegro con brio
Die Symphonie entstand 1811/12 in enger zeitlicher, teilweise vielleicht sogar inhaltlicher Verbindung mit Werken wie dem Schlachten-Gemälde „Wellingtons Sieg“. Wie schon im Falle der Symphonien 5 und 6 gibt es auch zur Siebenten ein Schwesterstück, die Achte, die in der Publikumsgunst stets deutlich hinter dem Zwilling zurückstand. Beethoven war im Falle der A-Dur-Symphonie höchst erbost über die allgemeine Reaktion und nannte die Achte im Dialog mit einem Zeitgenossen schlichtweg »besser«.
Freilich mußte selbst die so energetisch-mitreißende Siebente zunächst damit kämpfen, daß die Aufführung am selben Abend mit Wellingtons Sieg und dessen Gewehschüssen und Kanonendonner der Rezeption der weniger vordergründig spektakulären Symphonie nicht zuträglich war. Wien sprach damals von dem musikalisch-politischen Spektakel und nahm die Symphonie wohlwollend zur Kenntnis, aber nicht mehr als das… Das Urteil der Nachwelt lautete anders. Wellingtons Sieg ging als gigantomanisches Kuriosum in die Geschichte ein, die Siebente aber gilt als eine der größten Symphonien, die je komponiert wurden.
»Apotheose des Tanzes«
Dem Werk hat nicht eigentlich einen » langsamen Satz«, doch geht dem ersten Satz eine ungewöhnlich lange Einleitung voran - »gehalten« (sostenuto, also nicht unbedingt »langsam« und jedenfalls schon durchpulst von drängender Bewegungsenergie, die dem Stück bis zum Schlußakkord durchwegs erhalten bleibt, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Die pochenden Tonrepetitionen, die sich durch die Introduktion ziehen werden in einem merkwürdig stockenden Verwandlungsprozeß zum kräftig punktierten Sechs-Achtel-Rhythmus, der den Vicace-Hauptteil des Kopfsatzes unablässig vorantreibt.Der unwiderstehliche Bewegungsdrang dieser Musik inspirierte Richard Wagner später zu seiner Aussage, die A-Dur-Symphonie sei
Die Apotheose des Tanzes.
Tatsächlich pulsiert auch der zweite Satz in einem vergleichsweise raschen Allegretto, marschartig zwar, aber alles andere als ein »Trauermarsch«, wie Beethoven ihn in der Eroica geschrieben hatte. Hier erleben wir eine Prozession, deren Mittelteil sich in einer lyrischen Holzbläsermelodie freundlich aufhellt.
Nach dem fahlen A-Moll-Akkord, mit dem das Allegretto begonnen hatte und auch schließt, bricht unvermittelt das explosive F-Dur-Scherzo bahn, dessen Springlebendigkeit zweimal mit einem langgezogenen Litaneien-Gesang alterniert. Erst das Finale stürmt dann in ungebremstem Elan einem deliranten Ende zu, das Beethoven zuletzt wie einen kühnen harmonischen Sturzflug orchestriert: Der Hörer meint den Boden unter den Füßen zu verlieren, weil sich die Baßlinie im Furor der Ereignisse zu verselbständigen scheint und erst in den abschließenden Takten wieder in den Armen der klassischen Kadenzformel landet, in der sich die Tonart A-Dur triumphal bestätigt.
Aufführungspraxis
Die im beginnenden XXI. modische Zurücknahme der Orchesterbesetzung in großen Säle im Hinblick auf angebliche »historische Aufführungspraktiken« ist eine Irreführung. Beethoven selbst bestand bei der Uraufführung auf ein möglichst große besetztes Ensemble - nicht nur für das »Schlachtengmälde« Wellingtons Sieg, sondern auch für die Symphonie.