Symphonie Nr. 2 D-Dur
op. 36
1802
Beethovens Zweite ist ein strahlendes, gut gelauntes Stück, dessen Entstahungsdatum scheinbar quersteht zu seinem Charakter. Man kann kaum glauben, daß der Komponist in der Phase der Vollendung dieser Partitur gerade sein »Heiligenstädter Testament« schrieb, in dem er seine Verzweiflung und Todessehnsucht angesichts der beginnenden Ertaubung festhielt.
Die Symphonie ist von zuversichtlich-vorwärtsdrängendem Geist, führt die Linie der Ersten weiter und weist in manchen Details, vor allem in der brillanten, sehr feingliedrigen, auf solistische Wirkungen bedachten Orchestrierung schon auf die Eroica voraus.
So vergleichsweise »leicht« sie für die Nachgeborenen klingen mag, die Zeitgenossen taten sich schwer mit dem Stück. Hatte doch die Kritik schon bei der ersten bemängelt, Beethoven hätte »die Blasinstrumente gar zu viel angewendet«.
Die »Elegante Welt« befand nach der Uraufführung der Zweiten,
daß die erste Symphonie mehr Werth als die letztere (in D) hat, weil sie mit ungezwungener Leichtigkeit durchgeführt ist, während in der zweiten das Streben nach dem Neuen und Auffallenden schon mehr sichtbar ist. Uebrigens versteht es sich von selbst, daß es beiden an auffallenden und brillanten Schönheiten nicht mangelt.
Die Uraufführung fand im Rahmen einer Beethoven-Akademie im Theater an der Wien statt, die dank des ausufernden Programms zur besonderen Herausforderung - nicht nur für das Publikum - wurde. Am selben Abend gab es ab sechs Uhr die ersten beiden Symphonien, das Dritte Klavierkonzert, das Oratorum Christus am Ölberge und noch einige Vokalwerke. Beethoven wollte ursprünglich sogar noch mehr Musik unterbringen, doch verlief schon die Generalprobe am Vortag vergleichsweise in angespannten Verhältnissen - und nur einer Intervention des Fürsten Lichnowsky war es zu danken, daß die Stimmung nicht kippte. Ferdinand Ries notierte:
Es war eine schreckliche Probe und um halb drei Uhr Alles erschöpft und mehr oder weniger unzufrieden. Fürst Karl Lichnowsky, der von Anfang der Probe beiwohnte, hatte Butterbrot, kaltes Fleisch und Wein in großen Körben holen lassen. Freundlich ersuchte er alle zuzugreifen, welches nun auch mit beiden Händen geschah und den Erfolg hatte, daß man wieder guter Dinge wurde. Nun bat der Fürst das Oratorium noch einmal durchzuprobiren, damit es Abends recht gut ginge und das erste Werk dieser Art von Beethoven seiner würdig ins Publikum gebracht werde. Die Probe fing also wieder an.