Sonate G-Dur op. 49/2
Jahr
Die beiden Sonaten des Opus 49 stiften auf den ersten Blick Verwirrung, denn sie scheinen in ihrer klassisch-schlichten Haltung und simplen Faktur nicht in die Reifezeit Beethovens zu passen.
Tatsächlich sind sie bereits während der Arbeit an den ersten Klaviersonaten (op. 2, resp. 7) komponiert worden, aber erst 1805 vom „Bureau des Arts et d’Industrie“ in Wien veröffentlicht worden.
Ohne Widmung gedruckt, stellen sie wohl eine Verbeugung vor den Wiener Dilettanten dar, die jede Veröffentlichung eines neuen Beethoven-Werks mit Spannung erwarteten und die Bereitstellung zweier verhältnismäßig einfach zu exekutierender Stücke im beliebten Sonatinenton der Zeit wohl höchst erfreut zur Kenntnis genommen haben.
Im Sonatenwerk Beethovens bleiben die beiden Stücke Fremdkörper. Anders als bei dem von den Kommentatoren ähnlich geringgeschätzten Opus 54 finden wir hier wirklich kaum widerspenstige Facetten im architektonischen Gefüge.
Freies Spiel mit den Formelementen kennzeichnet den Duktus des Allegro ma non troppo der G-Dur-Sonate. Dieser Satz könnte als Musterbeispiel für Studien dienen, die beweisen, daß die von der Formenlehre tradierten Reglements auch in den scheinbar simpelsten klassischen Schöpfungen nicht eingehalten werden. Dem ersten Takt, gebildet aus einem Akkord und einer auf- und absteigenden Triolenfigur, folgt ein drei Takte langes Thema, das – um den Mitteltakt verkürzt und ein klein wenig verwandelt – auch das Seitenthema des „Sonatenhauptsatzes“ bildet, eine Technik, die Beethoven bei Haydn gelernt (oder sich jedenfalls bei diesem abgeschaut) hat. Die Tonrepetitionen, die in dieser Variante des Motivs initiiert werden, verwendet Beethoven in vergrößerter Form, um im Verein mit ausgiebigen Triolenläufen die Exposition zu vervollständigen. Sie werden in der Mitte der sehr knappen, im übrigen vor allem das beiden „Themen“ eigene Grundmotiv nutzenden Durchführung für ein paar Takte zum insistierenden Orgelpunkt.
Keine weiteren Überraschungen bis zum Ende des Allegros. Dafür ein hübsches Menuett als „Zugabe“, dessen Thema bestens bekannt ist, denn Beethoven hat es 1799 im Septett, das eines seiner populärsten Stücke werden sollte, wieder verwertet.