Sonate D-Dur op. 28

1801

  • Allegro
  • Andante
  • Scherzo. Allegro vivace
  • Rondo. Allegro ma non troppo – Più Allegro quasi Presto


  • Diesem Werk hat die Musikwelt den Kosenamen »Pastorale« gegeben. Mit der gleichnamigen Symphonie hat die Sonate nichts zu tun. Eher versucht der Name die Stimmungswelt zu umschreiben, in die Beethoven nach den von stürmischen Kontrastwirkungen gezeichneten Fantasie-Sonaten gefunden hat: Beethoven kehrt mit seinem Opus 28 wieder zu klassisch-klarer Formgebung zurück. Die wiedergewonnene Ruhe wirkt freilich besonders nachdrücklich betont. Die formale Ausgewogenheit erscheint in einem neuen Licht.

    Der gesamte erste Satz dieser Sommer ist von orgelpunktartigen Tonrepetition durchzogen, die alle Gegensätzlichkeiten, die in diesem Stück auch enthalten sind, sanft zu einer Einheit in binden. 40 Takte lang, mit nur ganz wenigen Unterbrechungen, zieht sich die Tonika D Wie ein bewußt verstärktes Gravitationszentrum durch die Musik. Selten zögert Beethoven die Modulationphase in einem Sonatensatz so lange hinaus. Erst spät finden wir uns behutsam nach fis-Moll geleitet, wo ein sanfter Einschwingvorgang für das tänzerisch beschwinge Seitenthema beginnt. Es bringt die rhythmische Energie, die in der Durchführung für die intensiven Steigerungewellen benötigt wird. Sie münden in eine Episode, die ein einziges Motiv-Fragment insistierend festhält und markiert so den dramaturgischen Gegenpol zu den ruhigen Rahmenteilen des Satzes

    Das Andante beginnt mit einer melancholischen Variante des zweiten Abschnitts des Allegro-Hauptthemas, begleitet von zarten Staccati, die wie Streicherpizzicati klingen, die eine Serenade untermalen. Wiederum sorgt ein tänzerischer Seitengedanken für die nötige Kontrastwirkung - Beethoven erprobt hier ein Modell, das später im langsamen Satz der Zweiten Symphonie erneut erscheinen wird.

    Das Scherzo ist kurz und knapp gehalten, spielt mit den Tonrepetitionen des Sonatenbeginns und hetzt sie verschmitzt durch vier Oktaven, ehe das eigentliche Thema erklingt. Die Oktavsprünge dienen in der Folge zu durchführungsartigen Entwicklungen, bevor im Trio eine Ländlermelodie viermal unverändert gespielt wird: fast parodistisch skizziert Beethoven hier eine »pastorale« Szenerie.

    Orgelpunkte durchziehen auch das bukolische 6/8-Takt-Finale, sogar die modulorischen Durchführungs-Partien ereignen sich über repetitiv festgehaltenen Baßtönen. Die Melodik bleibt schlicht. Daß der Hamubrger Verleger für den Druck den Namen Sonata pastorale wählte, scheint immerhin nicht weit hergeholt.

    ↑DA CAPO