Sonate G-Dur op. 14/2

Jahr

  • Allegro
  • Andante
  • Scherzo. Allegro assai


  • Weitaus hintergründiger als der zarte Beginn ahnen ließe, entwickelt sich auch die G-Dur-Sonate, das „Antwort“-Stück aus dem zweigeteilten Opus 14. Da ist zunächst das duftige Hauptmotiv, aus einem umspielten G-Dur-Dreiklang entwickelt. Ihm antwortet zunächst eine pochender, zunächst in Achteln, dann sogar in Sechzehntelwerten bewegter Nebengedanke, der erste Erregung ins Spiel bringt.

    Bizarrer Seitensatz

    Fast bizarr wirkt dann das Seitenthema in seinen rhythmisch und durch fortwährende Wiederholungen insistierenden Terzparallelen.
    Das Hauptthema, beginnend in g-Moll, und das Terzmotiv, das sich bald zu Wort meldet, sind in der Durchführung heftig miteinander verknüpft. Die Terzen lösen sich rasch in eine wirbelnde Triolenbewegung in der rechten Hand auf, während der Baß mit dem Hauptmotiv melodieführend durch die Tonarten manövriert. Eine scheinbare Reprise in Moll führt im Zentrum des Satzes zu einer geradezu irrwitzigen Verdichtung mit rasenden Zweiunddreißigstelfigurationen, ehe sich das Spiel umkehrt: Die Triolen wandern in den Baß, die Fortführung der Anfangsmelodie in die Oberstimme. Der regelrechten Reprise antwortet eine bezaubernde Coda, die das Stück zart verklingen läßt.

    Amüsant beginnt das Andante mit einem staccato vorgetragenen Marschthema. Es wird zunächst zweimal variiert, zunächst legato im Baß, von einer synkopierten Sopranstimme „übersungen“, dann wieder gestoßen und witzig auf nachschlagende Achtel verteilt. Die dritte Variation zerpflückt dann die Elemente des Themas, löst es auf, verwandelt es in einen Dialog zwischen lyrisch entfalteter Unterstimmt und heftig bewegtem Diskant. Am Schluß kehrt der Marsch keck wieder, aber nur, um nach wenigen Takten zunächst ganz leise, dann mit einem überlauten Akkord sein Treiben zu beenden.

    Dem humoristischen Ausritt folgt, ungewöhnlich genug, auch noch ein Scherzo als Finale, was der gesamten Sonate ihren verspielten Charakter verleiht. Beethoven spielt mit der Erwartungshaltung des Hörers: Beginnt der Satz nun zwei- oder dreizeitig? Aus dem Vexierspiel der metrischen Vorgänge schöpft die Musik Energie, entfaltet sich quirlig zu immer neuem Schabernack, bis „dolce“ ein eleganter Zwischensatz erklingt, dem eine Abwandlung im Baß sogar kurzfristig beinahe elegische Züge verleiht.
    Man erinnert sich an Beethovens Diktum, die beiden Sonaten stellten einen imaginären „Dialog“ vor.

    Herlekinske Schlußpointe

    Noch ist also keine Lösung erreicht. Aber die quicklebendige Stimmung stelt sich bald wieder ein. Entzückend der Schluß: Nachdem das Thema mit einigen Repetitionen ins Pianissimo zurückgesunken ist, rutscht seine Schlußpointe zu guter Letzt mit harlekinesker Geste in die Kontraoktove.



    ↑DA CAPO