Jean-Joseph de Mondonville
1711 - 1772
Portrait von Quentin de Latour
Mit seinem Opus 1, einer Folge von Sonaten für Cembalo und Violine markierte Jean-Joseph de Mondonville den Beginn der frühklassischen Sonate für zwei gleichberechtigte Instrumente, von denen das Tatsteninstrument allerdings bald die Führungsrolle übernahm. Wenn spätere Generationen um die Gleichberechtigung der Instrumente in der sogenannten Violinsonate kämpften, so mußte sich stets die Violine gegenüber dem Klavier emanzipieren.
Mondonvilles Werke bezeichnen hingegen jenen Moment, indem der Basso continuo gegenüber der führenden Violine, die in der Barock-Musik regiert hatte, zur selbständigen Stimme aufgewertet wurde.
Eine Vorreiterstellung kommt Mondonville auch bei der Entwicklung der Orchestermusik zu: SSeine Sonate a quattro op. 3 arrangierte er für chorische Aufführungen durch größer besetzte Streichorchester anläßlich der Pariser Concerts spirituels.
Seine eminente Rolle in der französischen Hofmusik seiner Ära verdankte Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville, der aus einer verarmten südfranzösischen Familie stammte, der Fürsprache von Madame Pompadour, die unter anderem dafür sorgte, daß Mondonville zu einer Position als Geiger in der königlichen Kapelle kam.
Marc Minkowski hat mit seinen Musiciens du Louvre diese frühe, prachtvolle Orchestermusik erfrischend spritzig und klangsatt auf CD gebannt.
Mondonville bediente zu Zeiten nicht nur die Gottesdienste mit zahlreichen Motetten, sondern auch die Opernlust am Hof zu Versailles. Aus seiner Feder stammen auch Werke wie das in gallischer Druiden-Zeit angesiedelte, fünfaktige »Pastorale héroïque« Isbè, das vom ungarischen Barockensemble Orfeo für CD eingespielt wurde. (Glossa)