Pietro Locatelli

1696 - 1750

Locatelli stammte aus Bergamo und war einer der besten Meister des Concerto grosso in der Nachfolge Corelli.s Locatellis Karriere begann als Geiger in der Kirche S. Maria Maggiore, ging aber 1711 nach Rom. Ob er bei Corelli studierte, wie vielfach behauptet wurde, ist ungewiß. Jedenfalls nahm er an dessen Musik Maß. Corellis Schüler Giuseppe Valentini könnte Locatellis Lehrmeister gewesen sein. Er spielte wie später Locatelli, gern die Bratschenstimme in seinen eigenen Concerti. Unter der Schirmherrschaft von Kardinal Ottoboni, einem der bedeutendsten Musik-Mäzene jener Epoche und des habsburgischen Gouverneurs von Mantua, Prinz Philip von Hessen-Darmstadt, der Vivaldi ehrenamtlich zum Maestro di Cappella da Camera ernannt hatte, entwickelte sich Locatelli zu einem bedeutenden Komponisten. Berühmt geworden, reiste Locatelli nach München und Berlin, um zuletzt in die Dienste von August dem Starken in Dresden zu treten. Am Dresdner Hof war auch Pisendel, ein Vivaldi-Schüler engagiert.

1729 kam Locatelli nach Amsterdam, wo er seine dauerhafte Heimstätte fand. Dort arbeitete er mit den virtuosen Musik-Liebhabern der Stadt und gab Unterricht. Seine Werke erschienen in Amsterdam in exzellenten Ausgaben. In Locatellis Haus traf sich die geistige Elite - die reicht bestückte Bibliothek des Komponisten war legendär - und spiegelte seine breit gestreute Interessen.

Mit seiner Lebenspartnerin, der Witwe eines reichen Händlers, begründete er einen Musikalienhandel und imporierte Violinsaiten aus Italien.

Aufnahmen

Locatellis geigerische Fähigkeiten müssen enorm gewesen sein. Seine L 'arte del violino, eine Folge von »zwölf Konzerten mit 24 Capricen«, 1733 in Amsterdam publiziert, ist eine der brillantesten technischen Herausforderungen für Geiger der Vor-Paganini-Ära. Locatelli hat sie nachweislich selbst um Staunen seiner Hörer aufgeführt. Die virtuosen Capricci, die auch einzeln aufgeführt werden können, sind in der gedruckten Version jeweils die Ecksätze der zwölf Konzerte, die einen langsamen Mittelsatz einrahmen.

Georg Ruhadze hat mit seinem Ensemble Violini Capricciosi die Conerti alle aufgenommen und die Capricci auch gesondert auf CD herausgebracht (Brillant Classic)



Formal finden sich bei Locatelli neben diesen typischen dreisätzigen Concerti auch noch in der Sammlung op. 7 Stücke nach dem Muster der Kirchensonate, in denen ein langsamer Satz am Beginn des Werks steht, in Opus 1 aber auch Rückgriffe auf die barocke Suiten-Form.

Anders als Corelli nutzt Locatelli in seinen Concerti auch die Bratsche als Solo-Instrument.

Eine Ausnahme in Locatellis Oeuvre-Katalog bilden die Flötensonaten op. 2. Was sonst von ihm erhalten ist, ist ausschließlich für Streicher komponiert.


DA CAPO