Johann Friedrich Fasch
1688 - 1758
Dieser Mann war einer der originellsten Komponisten seiner Zeit - und das war imerhin die Ära Bachs und Händels. Doch schon die kommende Generation kannte seinen Namen kaum noch. Keines seiner Werke wurde zu Lebzeiten gedruckt.
Und doch...
Johann Friedrich Fasch spielte im großen Konzert des deutschen Barock jener Jahre eine gewichtige Rolle. Früh begabt, brachte sich der Chorknabe in Weißenfels selbst das Violin- und Cembalospiel bei. Einen Lehrer konnte er sich nicht leisten.
Im Komponieren übte er sich ebenso früh. Und als er nach Leipzig ging, um dort die Rechte zu studieren, traf er auf den älteren, nicht minder begabten Georg Philpp Telemann, dessen Orchesterouvertüren ihm zum Vorbild dienten: Fast 90 solcher Werke aus Faschs Feder sind verbürgt. Die wenigsten blieben erhalten, machten aber zu Zeiten Furore.
Fasch war nicht wenig stolz darauf, daß es ihm gelang, einige seiner Werke unter dem Namen Telemann zu lancieren - und Leipzig ließ es sich gefallen, denn niemand bemerkte den Schwindel.
Was Fasch mit seinem eigens gegründeten Collegium musicum zu bieten hatte, war also von enormer Qualität. Thomaskantor Johann Kuhnau hatte unter den künstlerischen Attacken der jungen, aufmüpfigen Kollegen allerhand zu leiden.
Der Eindruck, den Faschs Musik auf die Honoratioren Leipzigs gemacht hat, muß enorm gewesen sein. Jedenfalls bot man ihm, nachdem der mittlerweile weltberühmte Telemann abgelehnt hatte, nach Kuhnaus Tod die Kantorenstelle an. Erst als Fasch ablehnte, kam Bach zum Zug!
Fasch hatte mittlerweile eine musikalische Handwerkergesellenreise durch Deutschland absolviert. In Darmstadt hatte ihn sogar der hochgeehrte Hofkapellmeister des Herzogs von Hessen-Darmstadt, Christoph Graupner, 14 Wochen lang "unentgeltlich in der Composition aufs Treulichste informieret".
Als Jurist und Musiker hießen die Stationen Faschs danach
Gera
Greiz
Anhalt-Zerbst.
Die Kapellmeistertätigkeit in Zerbst war ähnlich jener, die wir von Bach aus Leipzig kennen - mühevoll: Drei Kantatenjahrgänge waren vollendet, als Fasch zur Selbsthilfe griff und einen deutschlandumspannenden Tauschhandel mit Kirchenkantaten anbahnte.
Bei seinem Ausscheiden aus dem herzoglichen Dienst fanden sich in der Bibliothek Werke von Telemann ebenso wie von Vivaldi.
Reich geworden ist Fasch als anhaltischer Hofkapellmeister nicht. Schulden plagten ihn lebenslang. Doch die Qualität seines Schaffens hat darunter nicht gelitten. Was aus seiner Feder erhalten blieb, kann durchaus auf eine Stufe mit dem Schaffen seiner berühmtesten Zeitgenossen gestellt werden.
Traurig einsam und schon dem Vergessen anheimgegeben starb Johann Friedrich Fasch im Dezember 1758, mitten im Siebenjährigen Krieg. Der Hofstaat war vor dem Ansturm der Preußen geflohen. Wo der bedeutende Komponist begraben wurde, wußte - wie später bei Mozart - bald niemand mehr genau zu sagen...