Louis-Nicolas Clerambault
(1676 - 1749)
Man kennt den Unterschied zwischen italienischer und französischer Barock-Oper - ähnliche Verhältnisse herrschen im Falle des Genres Kantate: Die Trennung zwischen Rezitativ und Arie ist in Paris weit weniger klar und streng als in den italienischen Metropolen. Dafür legten die Franzosen Wert auf farbenprächtige Instrumentierung und eine möglichst reiche, pittoreske Umsetzung der Texte in musikalische Bilder.
Einer der Großmeister dieser französischen Spielart der Kantate war Clerambault der 1710 den ersten Band seiner einschlägigen Kompositionen in Druck gab. Aus diesem Band wurde Orfée eines der populärsten Stücke. Die Kantate galt als Cleraambaults Meisterwerk. Bemerkenswert die »Registrierung« dieses Stücks, in dem Sopran, Violine, Flöte und Cembalo in den hohen Registern miteinandern »konzertieren«.
Gesungen werden muß mit einem Gespür für aufwendige Koloratur- und Verzierungstechnik, über der die große Linie ebensowenig vergessen werden darf wie der dem jeweiligen Text adäquate Ausdruck. Rachel Yakar brachte Anfang der Achtzigerjahre eine bedeutende Einspielung von Kantaten Clerambaults heraus, wobei die satte, farbenreiche Stimme gewiß nicht nach dem Geschmack von Originalklang-Fetischisten ist, sondern eher klassischen Melomanen den Einstieg in diese Klangwelt erleichtert. Die Vitalität von Yakars Gesang erfährt vielfältige Echos durch das von Reinhard Goebel (Violine) angeführte Instrumentalensemble. (DG/Archivproduktion)
Jahrzehnte später entstand eine fulminante Aufnahme der »Orpheus-«Kantate durch Sandrine Piau, gekoppelt mit einer Wiedergabe der dramatischen Kantate »Hero und Leander« (Naxos).