Nikolaus Bruhns

1665 - 1697

»... durch allgemeine Zustimmung angenommen, da vorher seinesgleichen von Kompositionen und Traktierung allerlei Arten von Instrumenten in dieser Stadt nicht war gehöret worden«.

Der Bericht vom Probespiel des neuen Organisten am Husumer beleuchtet den Stellenwert, den die Zeitgenossen dem letzten Sproß einer schleswig-holsteinischen Musikerfamilie zuerkannten: Nicolaus Bruhns war ein vollendeter Musiker, über dessen Violinspiel ein Zeitgenosse berichtet:

und da er sehr geübt auf diesem Instrument war, so daß es schien, als ob sich 2, 3 und mehrere zugleich hören ließen, wenn er spielte, so zerarbeitete er sich oben mit der Violine, indem er mit den Füßen vermittels einer schicklichen Pe- dalstimme den Baß dazu spielte ...

Zuweilen soll Bruhms die Mittelstimme zu solchen zirkusreifen Akten dann auch gesungen haben.

Jedenfalls entstand bald ein Streit zwischen Kiel und Husum und man versuchte sich gegenseitig zu überbieten, diesen Musiker zu gewinnen - bzw. zu haltne. Letzteres gelang: Husum freute sich bis zum frühen Tod des Komponisten an seiner Kunst, die schöpferisch weniger zukunftsweisend als bewahrend war: Die hochbarocke Vokal- und Instrumentalmusik fand in Bruhns einen krönenden Abschluß.

Von seinem Orgelwerk, das noch Bach als vorbildlich betrachtete, hat sich nicht viel erhalten. Was überliefert ist, gehört zum Virtuosesten aus jener Epoche.

Von seinem Lehrer Dietrich Buxtehude übernahm Bruhns die fünfteilige Mischform aus Toccata und Orgelkanzone: Drei Toccaten umrahmen zwei Fugen-Abschnitte, eine in geradem, eine im ungeraden Takt über dasselbe Thema.

Die Musik ist von höchster Ausdruckskraft, oft stark chromatisiert. Dame Gilian Weir hat die erhaltenen Stücke für CD eingespielt. (Argo)

↑DA CAPO