Orazio Benevoli

1605 - 1672

Um die Herkunft Benevolis ranken sich Legenden. In der Literatur wird behauptet, er könnte ein illegitimer Sohn des Herzogs Albert von Lothringen gewesen sein. Offiziell gilt er als Sohn eines lothringischen Zuckerbäckermeisters und einer Römerin.
In Rom wurde Benevoli jedenfalls ausgebildet und avancierte im Alter von 18 Jahren zum Kapellmeister von Santa Maria Trastevere.
1644 ist er in den Diensten des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Österreich, einem Sohn Kaiser Ferdinands II. in Wien nachgewiesen. Nach seiner Rückkehr nach Rom wird er zunächst Kapellmeister in Santa Maria Maggiore und wenig später Letier der Cappella Giulia im Petersdom. Dieses Amt übte Benevoli zu seinem Tod aus. Er arbeitete auch lange für San Luigi dei Francesi, die Gemeinde der in Rom lebenden Franzosen.
Benevoli galt eine Zeitlang als möglicher Autor der gewaltigen 53-stimmigen Missa Salisburgensis, die 1682 zur 1100-Jahr-Feier des Erzbistums im Salzburger Dom aufgeführt wurde. Doch gilt mittlerweile als gesichert, daß dieses Werk von Heinrich Ignaz Franz Biber stammt.
Auch die doppelchörige Missa Bruxellensis mit ihren instrumental begleiteten acht Chor- und acht Solo-Stimmen - nach dem Fundort der einzig erhaltenen Partitur-Kopie, Brüssel, benannt - stammt vermutlich von Biber. Die Musikforschung konnte nachweisen, daß das Notenpapier, auf dem die Kopie geschrieben wurde, mit Sicherheit in Salzburg gedruckt worden war.


Aufnahmen

Tatsächlich aus Benevolis Feder stammen jedoch einige der prächtigsten Beispiele für den mehrchörigen, ausladenden Vokalstil des Hochbarock in der Nachfolge Adriaan Willaerts sowie Andrea und Giovanni Gabrielis. Etwa das Magnificat und die Missa »Si Deus pro nobis«, deren wunderbar schwebenden, magischen Raumklang Hervé Niquet mit seine Concert Spirituel für Alpha Classics auf einer stimmungsvollen, liturgisch durch Einfügung einstimmiger Gesänge authentischen CD verewigt hat: Eine solche Mixtur aus karger Gregorianik und üppigem Klang »aus allen Richtungen« war typisch für die nachkonziliare geistliche Musik des Katholizismus.

↑DA CAPO