Franz BENDA
1709 - 1786
Er hatte auch eine schöne Stimme. Viele Jahre lang mußte Franz Benda als Hof-Musicus von König Friedrich II. abends beliebte Arien zum besten geben.
Und doch war Franz Benda für die Musikgeschichte vor allem als Geigenvirtuose bedeutet.
Den Beginn seiner Karriere verdankte er allerdings ebenfalls seiner Stimme: Als Knaben-Sopran war der Sohn eines böhmischen Leinenwebers zunächst in Prag, dann am Dresdner Hof gefragt.
Als ihm eine Erkrankung an seiner weiteren Tätigkeit in der Dresdner Hofkapelle hinderte, zog Benda wieder nach Prag.
Die gute Ausbildung, die hier in Dresden erfahren hatte – zu seinen Lehrern zählten immerhin die Brüder Graun und Johann David Heinichen – mußte er nach dem Stimmbruch als freier Tanzgeiger, Hackbrett-Spieler und Oboist sein Geld verdienen.
Unter den fahrenden Musikanten jener Ära in Prag fand Benda einen jüdischen Geiger, dessen Spiel ihn ungemein beeindruckte:
...ein Mann von ganz Vortreffligen gaben zur Musique. Er componirte Seine piecen Selbst, spielte sauber und in der äussersten Höhe sehr rein, und machte sein Instrument, obschon die Violine nicht sonderlich war ausnehmend wohl Klingen.
Das blitzsaubere und ausdrucksvolle Spiel in allen lagen seines Instruments machte dann auch Benda zu einem der gesuchten Violinvirtuosen seinerzeit. Johann Peter Salomon, Musikfreunden als führender Kopf der Londoner Konzerte von Joseph Haydn bestens bekannt, schwärmte noch Ende des XVIII. Jahrhunderts von Bendas Geigenspiel:
wenn Benda, so alt er ist, ein Adagio spielt, so glaubt man die ewige Weisheit rede vom Himmel herab.
Die Vereinigung von gesanglicher Phrasierung und instrumentaler Perfektion wurden zu Bendas Markenzeichen, sein verziertes Spiel, das eine Melodielinie mit anmutigen Koloraturen ausschmückte, wurde stilbildend.
Bei alledem ist Benda letztendlich Autodidakt geblieben. Die frühe Zusammenarbeit mit Größen der damaligen Musikwelt, allen voran Johann Georg Pisendel und Johann Gottlieb Graun und dessen Bruder Karl Heinrich, bildet die Grundlage, auf der Benda seiner Phantasie freien Lauf ließ.
Johann Friedrich Daniel Schubart schrieb über ihn:
er bildet sich wie alle großen Genies selber. Der Ton, den er aus seiner Geige zog, war der Nachhall einer Silberglocke. Seine Harpeggi sind neu, stark, voll Kraft; die Applicaturen tief studiert. Und seinen Vortrag ganz der Natur der Geige angemessen. Er spielt zwar nicht so geflügelt, wie es jetzt unsere raschen Zeitgenossen verlangen; aber desto saftiger, tiefer, einschneidender. Im Adagio hat er beynahe das Maximum erreicht: erschöpfte aus dem Herzen – und drang in die Herzen, und man hat mehr als einmahl Leute weinen sehen, wenn Benda ein Adagio spielte.
Wie ein Benda-Adagio klang, kann man sich heutzutage anhand der vielen Violinsonaten vorzustellen versuchen. Die Werkgruppe bildet mit mehr als 150 handschriftlich erhaltenen Stücken den Stamm von Bendas Hinterlassenschaft.
Sie verraten die Herkunft seiner Musik vom Gesang - namentlich vom frühen italienischen Belcanto, dessen Errungenschaften Benda auf sein Instrument übertrug. Dabei verhloß er sich nicht den stilistischen Neuerungen der deutschen Musik seiner Generation: Die sogenannte Empfindsamkeit eines Carl Philipp Emanuel Bach verbindet sich mit der Geschmeidkeit italienischer Arien-Melodik.
Aus der Zeit Bendas hat sich in der Sammlung Preußischer Kulturbesitz eine Sammlung mit drei Dutzend Sonaten erhalten, in die ein Zeitgenosse akribisch die möglichen Verzierungen der Melodielinien (auch in den raschen Sätzen) eingetragen hat.
Ein singuläres Dokument für die Verzierungspraxis der Zeit, die sich an den Druckausgaben nicht ablesen läßt.
Leila Schayegh, Václav Luks und Felix Knecht haben fünf der Sonaten aufgenommen.