Die »Ouverture« in h-Moll
Dieses Werk ist eigentlich ein brillantes Flötenkonzert, das mit der sogenannten Badinerie, also einer »Spielerei« schließt, einem der berühmtesten Konzertsätze des gesamten Klassik-Repertoires.
- Ouverture
- Rondeau
- Sarabande.
- Bourrée I - Bourrée II
- Polonaise - Double
- Menuett.
- Badinerie.
Von der h-Moll-Suite existiert eine Abschrift aus den Leipziger Jahren Bachs und ein Stimmensatz, der vor 1740 in Berlin entstand und in dem die Solo-Stimme, die Bratschenstimme und der bezifferte Baß von Bachs Hand stammen.
Versuche, Vivaldis Konzert-Form für seine Zwecke zu adaptieren, machte Bach in dieser Zeit häufig. Eine Suite in h-Moll hat Bah dann nicht in der großen Leipziger Partita BWV 831 aus dem Zweiten Teil der Clavierübungen vorgelegt.
Die Form der Ouverture eignet sich Bach in diesem Werk insofern an, als er in der Reprise des Einleitungs-Teils im ersten Satz einen Kunstgriff anwendet, der unüblich war: Die Wiederkehr verwandelt die Musik plötzlich aus einem 4/4- in einen 3/4-Takt!
Der rasche, fugierte Teil des Kopfsatzes, der eigentlichen »Ouverture«, zeigt dann bereits konzertante Elemente auf, die Flöte emanzipiert sich nach der Fugen-Exposition von den Streichern.
Das folgende Rondeau ist ein wirkliches Rondo mit zwei kontrastierenden Episoden, die aber thematisch mit dem Refrain verwandt sind.
Die Sarabande ist ein Beispiel für Bachs elegante kontrapunktische Kunst. Der Charakter des mäßig bewegten Tanzes bleibt trotz des strengen Kanons zwischen Oberstimme und Baß - im Abstand von nur einem Takt.
Originelles, vorwärtstreibendes Element der ersten Bourrée ist der in sich kreisende, rollende Baß, dem in der Bourrée II (Trio) eine ausdrücklich »doucement« zu musizierende, zarte Antwort folgt.
Das Trio der Polonaise wiederum ist ein echtes »Double«, also eine Variation der Polonaisen-Melodie, die Bach in den Baß legt, um die Soloflöte darüber virtuose Koloraturen absolvieren zu lassen.
Das Menuett fungiert daraufhin als ruhiges Intermezzo, bevor die berühmte Badinerie den rasanten Schluß der Suite bildet, ein Akt äußerster Virtuosität für den Flötisten. Und wahrhafte »Unterhaltungsmusik«, wie geschaffen für die Konzerte in Zimmermanns Kaffeehaus.