Als MšnchsgesŠnge . . .
.
. . zum Schlager wurden
In den 1990er-Jahren
lauschten die Kids plštzlich gregorianischen GesŠngen
Das PhŠnomen ist damals
erstaunt kommentiert worden: Die ãKidsÒ der Neunzigerjahre lauschten plštzlich
andŠchtig geistlichen ChorklŠngen, die vor mehr als tausend Jahren entstanden
sind. Und Aufnahmen, die Šlter waren, als das Digitalzeitalter erlaubte: Man
schrieb das Ende der fŸnfziger Jahre, als die Mšnche von Santo Domingo de Silos in Spanien darangingen, ihr Repertoire an
liturgischen GesŠngen auf Tonband aufzunehmen.
AUFNAHMEN
DER 50er-JAHRE
Einer
der Patres kommentierte 1995 in einem ãPresseÒ-Interview,
er sei einer der letzten SŠnger, die die Zeit der
Aufnahmesitzungen noch erlebt hŠtten:
Da kam ein Techniker mit
einem uralten, riesigen Magnetophon und alten,
dunkelroten TonbŠndern, die brachen, wenn man sie unsachgemŠ§ angriff. Auf
denen sind dann die Aufnahmen entstanden. Ich glaube, wir haben damals Ÿber
6000 GesŠnge aufgenommen. Man kšnnte eine ganze Edition daraus machen.
Warum
eine dieser Aufnahmen Jahrzehnte spŠter so populŠr werden konnte, kann sich
auch der Urheber nicht erklŠren.
ãLICHT
AUSSCHALTENÒ
Er
wei§ nur noch, da§ er damals aufs Fahrrad steigen mu§te, um in seiner Ortschaft den BŸrgermeister
aufzusuchen und zu bitten, die
Bevšlkerung
mšge fŸr die Dauer der Aufnahmen kein elektrisches Licht verwenden. Denn sobald
zu viele GlŸhbirnen brannten, arbeitete das Tonband nicht mehr.
DafŸr
hat eine Plattenfirma vierzig Jahre danach mit einer der Aufnahmen Millionen
verdient: ãMehr als fŸnf Millionen Exemplare einer Doppel-CD sind verkauft wordenÒ,
wu§te der spanische Geistliche zu berichten.
KEIN
GELD F†RS KLOSTER
Santo
Domingo hat damals keine Peseta dafŸr erhalten. Denn man hatte Anfang der
sechziger Jahre einen Vertrag unterferrigt, bei dem
man davon ausging, da§ eine Aufnahme mit
gregorianischen Melodien sowieso kein Verkaufserfolg sein kšnnte. Eigentlich
ging man damals daran, das ganze Repertoire der Gregorianik zu dokumentieren,
weil im Umfeld des Zweiten Vatikanischen Konzils abzusehen war, da§ es mit der Tradition des
einstimmigen
Gesangs auf lateinische Texte, dessen Melodien oft tausend Jahre
altes
Gut sind, in der Praxis zu Ende gehen wŸrde. Unser Pater dazu:
Die Geschichte hat das
bestŠtigt. man singt zum Beispiel in …sterreich, wie
ich mich Ÿberzeugen konnte, auf deutsche Texte Melodien, die nur so klingen,
als wŠren sie gregorianisch.
WER
WILL, DARF MITBETEN
Eine
weitere (bei BMG-Ariola erschienene) CD-Ausgabe von GesŠngen der spanischen
Mšnche dokumentierte einen weiteren Schritt in die dokumentatorische
Richtung zeitigte dieselben Folgen haben wie die erste, die die
singenden Mšnche berŸhmt gemacht hat:
Die Leute kommen,
klopfen bei uns an, und fragen, wann das nŠchste Konzert ist. Es gibt natŸrlich
kein Konzert. Die Musik ist lediglich fŸr den Gottesdienst bestimmt. Wer will,
der darf mitbeten.
Und
wer mitbetete, erlebte eine Tradition, wie sie seit dem neunten Jahrhundert in
Santo Domingo gepflegt wird.
Nur
die Wirren der napoleonischen Kriege hatten eine kurze Unterbrechung im
Klosterleben
bewirkt. Was war das gegen – wirkliche – 1000 Jahre?