Hermann Juch
1908 - 1995
Juli 1995
Hermann Juch war der Inbegriff des kulturell versierten, umfassend gebildeten Österreichers. Als Sohn des späteren Finanzministers Otto Juch kam er am 19. September 1908 in Innsbruck zur Welt. Sein Interesse für die schönen Künste erwachte früh, gleichwohl absolvierte er in der Hauptsache ein Jus-Studium. Und doch war es die Musik, die Juchs Leben bestimmen sollte. Wenn auch über »beamtete« Umwege. Via Finanzprokuratur kam er ins Unterrichtsministerium. Dort erschlossen sich ihm die Kontakte zu den Bundestheatern. 1942 war der Tiroler Leiter des künstlerischen Betriebsbüros in der damals von Karl Böhm geleiteten Staatsoper. Nach dem Krieg trug Juch als Leiter der »Wiener Staatsoper in der Volksoper« wesentlich zur Wiederherstellung eines geregelten Spielbetriebes bei.
Seine Liebe zur großen Oper mußte Juch dort zwar bald hintanstellen. Die war in jenen Jahren im Theater an der Wien zu Hause. Dafür pflegte der Direktor zeitgenössische Raritäten von Orff bis Korngold und brachte in seiner Ära die Operette zur höchsten Blüte. Die größten Stars sangen Strauß, Suppe, Lehar oder Millöcker. Regisseure wie Marischka und Schuh inszenierten. Nicht zuletzt ist Juch auch die Entdeckung des danach vielbeschäftigten Adolf Rott zuzuschreiben. Eine Amtszeit als Präsident der Salzburger Festspiele sollte folgen. Juch schlug das Angebot aus, war lieber als Direktor weiterhin aktiv: in der Deutschen Oper am Rhein ebenso wie in Zürich. Die Schweiz war dem erfolgreichen Opernchef in den letzten Jahren auch eine neue Heimat. Hermann Juch starb nach längerer, schwerer Krankheit in seinem Schweizer Domizil in Jona bei Rapperswil. Am 4. August 1995 wurde er in seiner Heimatstadt Innsbruck beerdigt.