Ruth Berghaus
1927 - 1996
Ihr Name war Synonym für das unbequeme, die Menschen im Westen vorsätzlich schockierende Theater, das aus dem Osten kam. Regelrechte Schlachten konnten sich nach Berghaus-Premieren ereignen; feuilletonistische folgten auf dem Fuß.
Wobei zuletzt wenigstens die deutschen Kommentatoren ziemlich einig jede neue Arbeit der Künstlerin, die mit dem DDR-Komponisten Paul Dessau verheiratet war, mit Wohlwollen kommentierten. Schließlich gab ihnen kein anderer Regisseur so viel Anlaß zu neunmalklugen Abhandlungen.
Je abstruser die - auch in ausufernden Programmheft-Texten angebotenen - Assoziationen zu Tristan oder Cosi fan tutte waren, desto hymnischer klangen hernach die Elogen der Rezensenten.
Das Publikum, das seine altvertrauten Stücke eins zu eins umgesetzt erleben wollte, mochte irritiert sein: Die szenischen Rätselspiele der Ruth Berghaus wurden zu Kultobjekten, unterschieden sie sich doch nicht nur frappant von den in Opernführern vorzufindenden Inhaltsangaben, sondern meist auch noch irritierend von den im Programmheft gebotenen Übersetzungen durch das berüchtigte Berghaus'sche Denkerteam. Man wurde nicht schlau aus ihr. In Wien verwirrte sie bei Hans Werner Henzes Orpheus ebenso wie in Graz beim mit Orangen und Bananenkisten jonglierenden Lohengrin.
Am faszinierendsten aber geriet ihr Franz Schuberts Fierrabras, ein Werk, dessen Handlungsstränge an sich schon kaum zu entwirren scheinen, machte unter ihren Händen die völlige Metamorphose zu: die schönste Theaterhieroglyphe, die sich denken läßt, unsinnlich, klinisch vielleicht, aber von durchaus bezwingendem ästhetischem Reiz. Der war ihren Arbeiten immer eigen und legte wohl auch Grundstein zu ihrem legendären Ruhm.
Die Berghaus hielt nicht nur die Fäden zu ihren Darstellern streng geknüpft, sondern verstand es auch, ihr Publikum immer in Bann zu schlagen.
Kalt gelassen hat sie niemanden.
Die große Theatersphinx ist nicht mehr. Sie starb Ende Jänner 1996 in Berlin.
Wobei zuletzt wenigstens die deutschen Kommentatoren ziemlich einig jede neue Arbeit der Künstlerin, die mit dem DDR-Komponisten Paul Dessau verheiratet war, mit Wohlwollen kommentierten. Schließlich gab ihnen kein anderer Regisseur so viel Anlaß zu neunmalklugen Abhandlungen.
Je abstruser die - auch in ausufernden Programmheft-Texten angebotenen - Assoziationen zu Tristan oder Cosi fan tutte waren, desto hymnischer klangen hernach die Elogen der Rezensenten.
Das Publikum, das seine altvertrauten Stücke eins zu eins umgesetzt erleben wollte, mochte irritiert sein: Die szenischen Rätselspiele der Ruth Berghaus wurden zu Kultobjekten, unterschieden sie sich doch nicht nur frappant von den in Opernführern vorzufindenden Inhaltsangaben, sondern meist auch noch irritierend von den im Programmheft gebotenen Übersetzungen durch das berüchtigte Berghaus'sche Denkerteam. Man wurde nicht schlau aus ihr. In Wien verwirrte sie bei Hans Werner Henzes Orpheus ebenso wie in Graz beim mit Orangen und Bananenkisten jonglierenden Lohengrin.
Am faszinierendsten aber geriet ihr Franz Schuberts Fierrabras, ein Werk, dessen Handlungsstränge an sich schon kaum zu entwirren scheinen, machte unter ihren Händen die völlige Metamorphose zu: die schönste Theaterhieroglyphe, die sich denken läßt, unsinnlich, klinisch vielleicht, aber von durchaus bezwingendem ästhetischem Reiz. Der war ihren Arbeiten immer eigen und legte wohl auch Grundstein zu ihrem legendären Ruhm.
Die Berghaus hielt nicht nur die Fäden zu ihren Darstellern streng geknüpft, sondern verstand es auch, ihr Publikum immer in Bann zu schlagen.
Kalt gelassen hat sie niemanden.
Die große Theatersphinx ist nicht mehr. Sie starb Ende Jänner 1996 in Berlin.