Wolfgang Windgassen

1914 - 1974

Für die Festspiele im wiedereröffneten Bayreuth nach 1951 und deren führenden Kopf, Wieland Wagner, war Wolfgang Windgassen die wichtigste Konstante. würde er einmal nicht mehr singen, müßte er am Eingang des Festspielhauses ein Schild anbringen:

Wegen Tenormangels geschlossen!
Der Wagner-Enkel hat diesen Moment nicht erlebt. Bis zu seinem frühen Tod war Windgassen der »Wieland«-Tenor, der insofern die ideale Stimme für die legendär entschlackten szenischen Produktionen jener Ära besaß, als er zwar über die nötige Kraft für die heldischen Partien verfügte, sich aber stets einen quasi kammermusikalischen Zugang bewahrte und jedes Forcieren, aber auch jedes Pathos vermied.

In Wieland Wagner Ära sang Windgassen in Bayreuth Erik, Tannhäuser, Lohengrin, Tristan, Stolzing, Froh, Loge, Siegmund, beide Siegfriede und den Parsifal. In Stuttgart erarbeitete der Regisseur mit diesem Tenor auch noch den vom Komponisten für das Festspielhaus nicht kanonisierten Rienzi.

Windgassens Leben

Wolfgang Windgassen stammte aus einer Sängerfamilie. Der Vater, Fritz Windgassen, war schon als Heldentenor bekannt geworden. Der Sohn begann im lyrischen Fach und erarbeitete sich langsam dramatischere Partien. Sein Bayreuth-DEbüt feierte er anläßlich der Wiedereröffnung der Festspiele unter Hans Knappertsbusch als Parsifal - diese Premiere mit Martha Mödl als Kundry wurde für Schallplatten mitgeschnitten.

Sets schwang in Windgassenes Gesang das Wissen um Text und Subtext mit. Auch auf der Bühne als intelligenter Gestalter gerühmt, vermochte er die geistige Durchdringung eines Werks auch vokal mitschwingen zu lassen.

Das ließ eingefleischre Wagnerianer verschmerzen, daß Windgassens Tenor keineswegs über die stählernen Qualitäten und die Durschlagskraft seiner Vorgänger verfügte. So fand Windgassen in den späten Fünfzigerjahren auch auf die Bühne der New Yorker Metropolitan Opera und konnte das stimmsüchtige Publikum dieses Hauses als Siegfried überzeugen.



DA CAPO