Peter Wimberger

1940-2021

Es war die einzige vieraktige Aufführung von Wagners Walküre, die je in Wien stattgefunden hat. Wer dabei war, vergisst es nicht: Zubin Mehta hatte mit dem Staatsopern-Orchester Wotans Auftritt nach dem Walkürenritt stürmisch vorbereitet, allein: Der Göttervater erschien nicht. Der Sänger war unpässlich geworden und konnte den Schluss der Aufführung nicht singen. Doch nach einer kurzen Pause war, man lebte noch im Zeitalter des Ensemble-Theaters, Peter Wimberger zur Stelle. Das Publikum kannte ihn aus unzähligen Vorstellungen. Er gehörte dazu, war ganz selbstverständlich der Monterone im Rigoletto, der Bartolo im "Figaro", der Polizeikommissar im Rosenkavalier oder der Nachtwächter in den Meistersingern.

Aber er konnte auch den Wotan singen, hatte es vor dem plötzlichen nächtlichen Einspringen in besagter Aufführung sogar schon ganz regulär getan und tat es in der Folge noch des Öfteren. An die 900 Vorstellungen waren es, die Wimberger im Haus am Ring absolvierte, 57 verschiedene Partien in 44 Opern. Seit 1972, mit Beginn der Amtszeit Rudolf Gamsjägers, war der gebürtige Wiener Mitglied des Ensembles. Der Direktor brachte den jungen Sänger quasi aus dem Musikverein mit, wo er zuvor Generalsekretär gewesen war.

Seine ersten Sporen hatte sich Wimberger noch als Student der Musikakademie tatsächlich im Goldenen Saal verdient. Als Student feierte er 1962 gleich in beiden großen Bach-Passionen als Pontius Pilatus seinen Einstand, Hans Swarowsky stand bei der Johannespassion, Karl Böhm bei der Matthäuspassion am Pult.

Was ein Sängerleben in der reichen Tradition der Wiener Musikszene bedeutete, hatte sich Wimberger von seinem großen Lehrer Paul Schöffler abschauen können. Als Gast war er später auch an den bedeutendsten Häusern von der New Yorker Met bis zur Mailänder Scala zu erleben. Doch die Wiener Staatsoper blieb sein Zuhause. Im Mai 2002 hat er zum letzten Mal dort gesungen: den Veit Pogner in den Meistersingern.



↑DA CAPO