Pauline Tinsley
1928 - 2021
Pauline Tinsley stammte aus der Gegend um Manchester und wurde in London ausgebildet. Die große Eva Turner war eine ihrer Lehrerinnen. Mit Ausnahme einer kurzen Periode im Ensemble an der Londoner English National Opera war sie einer der Stars der Truppe der Welsh National Opera und sang in ihrer langen Karriere, beginnend mit Verdis Desdemona (Otello, 1961) lyrische und dramatische Partien bis hin zu Richard Strauss' Elektra. Verdis Abigail (Nabucco) oder Lady Macbeth gehörten zu ihren Paraderollen. In späten Jahren brillierte sie unter anderem als Küsterin in Janáčeks Jenufa. Das Publikum liebte ihre intensive Gestaltungskunst, die auch szenisch zur Hochform auflaufen konnte, wenn sie von einem exzellenten Regisseur geführt war: Harry Kupfers Elektra-Produktion galt in dieser Hinsicht als eine Sternstunde.Daß die Stimme im Furor hie und da ein wenig außer Kontrolle zu geraten drohte und gelegentlich zum Distonieren neigte, nahm man angesichts der intensiven Gestaltungskunst gern in Kauf. Es erklärt aber vielleicht, warum die großen Schallplattengesellschaften Tinsley kaum beachteten. Sie war zuallererst einmal eine "Live"-Akteurin. Legendär auch die Konfrontationen ihrer Königin Elisabeth mit großen Darstellerinnen der Maria Stuart in Donizettis Maria Stuarda. Dame Janet Baker war die Widersacherin in einer von Sir Charles Mackerras dirigierten Produktion an der Englisch National Opera, von der eine Gesamtaufnahme existiert, Beverly Sills sang die Maria in der New York City Opera, 1972. 1971 entstand in London auch eine BBC-Produktion von Verdis rarem Corsaro unter Marcus Dodds mit Tinsley als Medora.