Renata Tebaldi
1922- 2004
Sie war die Gegenpäpstin. Renata Tebaldi und Maria Callas galten als die großen Rivalinnen der Opernszene in der Ära nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Wettstreit wurde namentlich an der Mailänder Scala ausgetragen, wo die beiden Primadonnen nebeneinander wirkten - und jede ihr Publikum zu fanatisieren verstand.
Entdeckt wurde die Tebaldi von Arturo Toscanini, der nach 1945 noch einmal die musikalische Macht an der Scala übernommen hatte und die junge Sopranistin mit der vielgerühmten »Stimme eines Engels« engagierte.
Für das Label Decca nahm Tebaldi ab Mitte der Fünfzigerjahre - wiederum in Konkurrenz zur Callas, die bei HMV/EMI unter Vertrag war - das große italienische Repertoire auf - meist an der Seite von Mario del Monaco. Darunter vielgerühmte Einspielungen wie jene von Verdis Otello unter Herbert von Karajan, der die Tebaldi für seine Einstudierung von Puccinis Tosca an die Wiener Staatsoper verpflichtete - die Premiere war ursprünglich für ein Comeback der Callas vorgesehen, die aber nach dem legendären Gastspiel der Mailänder Scala unter Karajan mit Donizettis Lucia di Lammermoor nie wieder in Wien auftrat.
Auch die Tebaldi kehrte nach einigen wenigen Vorstellungen im Haus am Ring nicht mehr zurück. Haupt-Bühne für die Sängerin wurde freilich die New Yorker Metropolitan Opera, wo sie vor allem nach dem Streit zwischen der Callas und Intendant Rudolf Bing über Jahre unangefochten blieb.