Joan Sutherland
Vollkommener Wohlklang in höchsten Höhen
1926 - 2010
Nachruf, 13. Oktober 2010
Die Koloratur-Diva aus Australien war vielleicht die einzige wirkliche Konkurrentin der Callas und Mentorin Luciano Pavarottis
Hierzulande kannten Opernfreunde die Stimme so gut wie ausschließlich von Schallplatten. Nur weltreisende Melomanen kamen in den Genuss von Aufführungen mit Joan Sutherland. Vor allem an der New Yorker Metropolitan Opera feierte man die 1926 in der Nähe von Sidney geborene Australierin als Diva. Bald nach ihrem Debüt, das noch an der »alten Met« stattfand, arrangierte der legendäre Intendant Rudolf Bing Aufführungen, die ganz auf seinen neuen Star zugeschnitten waren. Die Sutherland stand im Mittelpunkt - man konnte sie als Operndirektor wunderbar gegen den Mythos Maria Callas ausspielen, die damals kaum noch auftrat (und sich jedenfalls mit Bing rettungslos zerkracht hatte.)
Dabei war der Vergleich mit der griechischen »Primadonna assoluta« von Anfang an verfehlt. Wollte man die künstlerischen Welten, die beide Sängerinnen voneinander trennten, auf einen kurzen Nenner bringen, so war die Callas die Hohepriesterin des durch Musik charakterisierten Wortes. Die Sutherland hingegen war die unangefochtene Meisterin makellosen Schöngesangs.
Kritiker warfen ihr deshalb des zuweilen vor, jeglichen Ausdruck, jegliche Charakterisierungskunst der fein ziselierten Linienführung hintanzustellen. Doch priesen sie die pure Schönheit von Sutherlands Kantilenen über Jahre hin einhellig. Über Stimmqualität und technisches Vermögen ließ sich nicht streiten.
Dirigent Richard Bonynge, bald Sutherlands Ehemann, entdeckte die belcantesken Fähigkeiten der Stimme. Er wurde zum wichtigsten Begleiter; auch im Schallplattenstudio, wo die Sutherland ihr gesamtes Repertoire verewigte - zum Teil in verschiedenen Stadien ihrer Karriere, obgleich sich die Stimme nie wirklich in Richtung des schwereren Faches entwickelte. Experimente vom Zuschnitt der »Turandot« (unter Zubin Mehta) behielt die Primadonna mehrheitlich dem Tonstudio vor.
Dort förderte sie konsequent auch jüngere Partner, voran den Tenor Luciano Pavarotti, der die Anfänge seiner kometenhaften Karriere zum Teil wohl den Plattenaufträgen an der Seite der Sutherland verdankte.
An der Met konnte Joan Sutherland 1987 ihre 25-jährige Zugehörigkeit zum Haus feiern. In Wien sang sie kaum, einen Festwochen-Auftritt als Glucks Eurydike und einige, wenige Vorstellungen im Herbst 1959 an der Staatsoper ausgenommen.
Musikfreunden wird die Sutherland dank ihres reichen Nachlasses an Aufnahmen immer als eine der unfehlbaren Stilistinnen der Interpretationsgeschichte gelten.
Hierzulande kannten Opernfreunde die Stimme so gut wie ausschließlich von Schallplatten. Nur weltreisende Melomanen kamen in den Genuss von Aufführungen mit Joan Sutherland. Vor allem an der New Yorker Metropolitan Opera feierte man die 1926 in der Nähe von Sidney geborene Australierin als Diva. Bald nach ihrem Debüt, das noch an der »alten Met« stattfand, arrangierte der legendäre Intendant Rudolf Bing Aufführungen, die ganz auf seinen neuen Star zugeschnitten waren. Die Sutherland stand im Mittelpunkt - man konnte sie als Operndirektor wunderbar gegen den Mythos Maria Callas ausspielen, die damals kaum noch auftrat (und sich jedenfalls mit Bing rettungslos zerkracht hatte.)
Dabei war der Vergleich mit der griechischen »Primadonna assoluta« von Anfang an verfehlt. Wollte man die künstlerischen Welten, die beide Sängerinnen voneinander trennten, auf einen kurzen Nenner bringen, so war die Callas die Hohepriesterin des durch Musik charakterisierten Wortes. Die Sutherland hingegen war die unangefochtene Meisterin makellosen Schöngesangs.
Kritiker warfen ihr deshalb des zuweilen vor, jeglichen Ausdruck, jegliche Charakterisierungskunst der fein ziselierten Linienführung hintanzustellen. Doch priesen sie die pure Schönheit von Sutherlands Kantilenen über Jahre hin einhellig. Über Stimmqualität und technisches Vermögen ließ sich nicht streiten.
Dirigent Richard Bonynge, bald Sutherlands Ehemann, entdeckte die belcantesken Fähigkeiten der Stimme. Er wurde zum wichtigsten Begleiter; auch im Schallplattenstudio, wo die Sutherland ihr gesamtes Repertoire verewigte - zum Teil in verschiedenen Stadien ihrer Karriere, obgleich sich die Stimme nie wirklich in Richtung des schwereren Faches entwickelte. Experimente vom Zuschnitt der »Turandot« (unter Zubin Mehta) behielt die Primadonna mehrheitlich dem Tonstudio vor.
Dort förderte sie konsequent auch jüngere Partner, voran den Tenor Luciano Pavarotti, der die Anfänge seiner kometenhaften Karriere zum Teil wohl den Plattenaufträgen an der Seite der Sutherland verdankte.
An der Met konnte Joan Sutherland 1987 ihre 25-jährige Zugehörigkeit zum Haus feiern. In Wien sang sie kaum, einen Festwochen-Auftritt als Glucks Eurydike und einige, wenige Vorstellungen im Herbst 1959 an der Staatsoper ausgenommen.
Musikfreunden wird die Sutherland dank ihres reichen Nachlasses an Aufnahmen immer als eine der unfehlbaren Stilistinnen der Interpretationsgeschichte gelten.