Helge Rosvaenge
1897 - 1972
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Wiederholt hat man Rosvaenge des allzu oberflächlich auf überrumpelende Wirkung bedachten Gesangs geziehen, doch immerhin hielt seine Stimme jahrzehntelang den immensen Belastungen stand, denen der rastlos reisende Künslter sie aussetzte. Vor Placido Domingo hat wohl nur Rosvaenge die Möglichkeiten des Flugzeugs zu so schonungslosem Einsatz genutzt. Allein an der Wiener Staatsoper im Theater an der Wien sang er Ende der vierziger Jahre innerhalb einer Spielzeit mehr als 100 Vorstellungen! Und sein Wiener Vertrag lief nur deshalb aus, weil Herbert von Karajan Ende der Fünfzigerjahre darauf bestand, daß Opern hinfort in Originalsprache gesungen werden sollten - Rosvaenge sang alles auf Deutsch und wollte so spät in seiner Karriere nicht mehr umlernen.
In frühen Jahren hatte er sogar mit höchste Beweglichkeit fordernden Partien wie dem Chapelou in Adams Postillon von Lonjumeau brilliert. Sein Repertoire reichte bis zuletzt von Mozart bis zu den heldischen Verdi-Rollen in Aida und Otello. Eine Vorliebe für strapaziöse »Höhen-Touren« war Rosvaenge nie abzusprechen. 1940 sang er die in dieser Hinsicht immens anspruchsvolle Partie des Sobinin in der Berliner Erstaufführung in Glinks Leben für den Zaren in der Urfassung, die vom Tenor sechs hohe Cs und ein Des einfordert . . . .
Helge Rosvaenge singt Glinka.