Strahlende Töne -- Margaret Price
1941 in Wales geboren, wurde die Künstlerin bald zu einer der herausragenden Mozart-Interpretinnen ihrer Generation. Carlos Kleiber überredete sie sogar zu Wagner - im Plattenstudio.
30. Jänner 2011
Manche Künstler prägen sich einem Musikfreund mit besonders intensiven Interpretationen bestimmter Werke beziehungsweise Opernpartien ins Gedächtnis ein. Von Margaret Price habe ich einen Ton in Erinnerung, einen einzelnen Ton von wahrhaft unvergesslichem Format. Er steht am Ende eines Nachtstücks in Felix Mendelssohn-Bartholdys Zweiter Symphonie, des Lobgesangs, und verkündet die Heraufkunft des Lichts.
»Der Tag bricht an«, sang die Sopranistin, postiert auf der Orgelempore des Großen Wiener Konzerthaus-Saales. Und dieser »Tag«, das war ein Gesangston, gesteigert vom fast unhörbaren Pianissimo zu wahrhaft siegstrahlendem Forte, ein einzelner Ton, in dem sich die Verwandlung von der Finsternis zum Licht auf atemberaubende Weise zu vollziehen schien.
Leuchtkräftigste, glockenhelle Töne konnte Margaret Price hervorbringen, makellos schöne Phrasen modellieren wie kaum eine Konkurrentin. Obwohl sie relativ früh auch Ausflüge ins dramatischere Sopranfach wagte, blieb ihrer Stimme die jugendliche Klarheit lange erhalten.
Das war der Grund, warum Carlos Kleiber sie Mitte der Siebzigerjahre zu seiner Isolde erkor. Diese Partie hätte die Künstlerin auf der Bühne niemals singen können.
Doch im Plattenstudio, so dekretierte der genialisch-eigensinnige Dirigent, würde sie seine Idealbesetzung werden: jugendlich frisch und doch von unbändiger Kraft, wo es darauf ankommt; wie eben bei jenem Mendelssohn-Ton, der sich nicht irgendwie vom Gedeckten zum Hellen wandte, sondern das Sonnenlicht in seiner ganzen gleißenden Pracht in Klang zu verwandeln schien.
Die meistdiskutierte Isolde. Freilich, die Möglichkeit, zur Protagonistin einer der meistdiskutierten Wagner-Gesamtaufnahmen der Interpretationsgeschichte zu werden, war Margaret Price nicht an der Wiege gesungen worden.
Mozarts Cherubin galt ihr Debüt an der Welsh National Opera und auch jenes, viel beachtete, als Einspringerin in der Londoner Covent Garden Oper, 1965. Mozart stand danach auch im Zentrum ihres Wirkens an den großen Häusern der Welt, auch in Wien, wo die selbstkritische Interpretin, die 1972 als Konstanze in Mozarts Entführung aus dem Serail debütiert hatte, bald den Ruf der großen »Absagerin« hatte.
Tatsächlich trat sie nur auf, wenn sie ihrer Sache hundertprozentig sicher war. Opernfreunde mussten deshalb des Öfteren zu Figaros Hochzeit pilgern, um zumindest einmal die berückend schön gesungene Gräfin der Price hören zu können.
Bis zu Verdis Amelia ("Maskenball") und Desdemona (Otello), Webers Agathe (Freischütz) sowie Puccinis Mimi (La Boheme) weitete die Sängerin ihr Bühnenrepertoire aus. Im Konzertsaal reüssierte sie in Oratorien und vor allem mit nobel gestalteten Lied-Programmen, für die man ihr den Elisabeth-Schumann-Preis verlieh.
Auf CD ist ihr Repertoire exzellent dokumentiert. Unter den herausragenden Aufnahmen firmiert unter anderem eine Einspielung von Alban Bergs Altenberg-Liedern mit dem London Symphony Orchestra unter Claudio Abbados Leitung: Klangschöner sind diese Kompositionen gewiss nie gesungen worden.
»Der Tag bricht an«, sang die Sopranistin, postiert auf der Orgelempore des Großen Wiener Konzerthaus-Saales. Und dieser »Tag«, das war ein Gesangston, gesteigert vom fast unhörbaren Pianissimo zu wahrhaft siegstrahlendem Forte, ein einzelner Ton, in dem sich die Verwandlung von der Finsternis zum Licht auf atemberaubende Weise zu vollziehen schien.
Leuchtkräftigste, glockenhelle Töne konnte Margaret Price hervorbringen, makellos schöne Phrasen modellieren wie kaum eine Konkurrentin. Obwohl sie relativ früh auch Ausflüge ins dramatischere Sopranfach wagte, blieb ihrer Stimme die jugendliche Klarheit lange erhalten.
Das war der Grund, warum Carlos Kleiber sie Mitte der Siebzigerjahre zu seiner Isolde erkor. Diese Partie hätte die Künstlerin auf der Bühne niemals singen können.
Doch im Plattenstudio, so dekretierte der genialisch-eigensinnige Dirigent, würde sie seine Idealbesetzung werden: jugendlich frisch und doch von unbändiger Kraft, wo es darauf ankommt; wie eben bei jenem Mendelssohn-Ton, der sich nicht irgendwie vom Gedeckten zum Hellen wandte, sondern das Sonnenlicht in seiner ganzen gleißenden Pracht in Klang zu verwandeln schien.
Die meistdiskutierte Isolde. Freilich, die Möglichkeit, zur Protagonistin einer der meistdiskutierten Wagner-Gesamtaufnahmen der Interpretationsgeschichte zu werden, war Margaret Price nicht an der Wiege gesungen worden.
Mozarts Cherubin galt ihr Debüt an der Welsh National Opera und auch jenes, viel beachtete, als Einspringerin in der Londoner Covent Garden Oper, 1965. Mozart stand danach auch im Zentrum ihres Wirkens an den großen Häusern der Welt, auch in Wien, wo die selbstkritische Interpretin, die 1972 als Konstanze in Mozarts Entführung aus dem Serail debütiert hatte, bald den Ruf der großen »Absagerin« hatte.
Tatsächlich trat sie nur auf, wenn sie ihrer Sache hundertprozentig sicher war. Opernfreunde mussten deshalb des Öfteren zu Figaros Hochzeit pilgern, um zumindest einmal die berückend schön gesungene Gräfin der Price hören zu können.
Bis zu Verdis Amelia ("Maskenball") und Desdemona (Otello), Webers Agathe (Freischütz) sowie Puccinis Mimi (La Boheme) weitete die Sängerin ihr Bühnenrepertoire aus. Im Konzertsaal reüssierte sie in Oratorien und vor allem mit nobel gestalteten Lied-Programmen, für die man ihr den Elisabeth-Schumann-Preis verlieh.
Auf CD ist ihr Repertoire exzellent dokumentiert. Unter den herausragenden Aufnahmen firmiert unter anderem eine Einspielung von Alban Bergs Altenberg-Liedern mit dem London Symphony Orchestra unter Claudio Abbados Leitung: Klangschöner sind diese Kompositionen gewiss nie gesungen worden.
Alban Berg
Altenberg-Lied Nr. 1
(Ausschnitt)