Johann Nestroy

1801 - 1862

Der größte (und kritischste) Theaterdichter Wiens im Biedermeier war für seine Zeitgenossen zunächst einmal einer der besten Sänger seiner Generation. Nestroy studierte zur selben Zeit wie Franz Schubert am Wiener Stadtkonvikt und war Mitglied der Sängerknaben. Nach dem Stimmbruch studierte er zunächst Jus, um dann als Baß Karriere zu machen. Nestroy sang unter anderem den Sarastro in Mozarts Zauberflöte und den Minister in Beethovens Fidelio an der Seite der berühmten Wilhelmine Schröder-Devrient in der Titelpartie.

Belegt sind zahlreiche Auftritte Nestroys im Beisein des wenig älteren Franz Schubert - etwa als Leporello in einer Aufführung des Schluß-Sextetts aus Mozarts Don Giovanni im Rahmen jenes Prüfungskonzerts der Zöglinge des Konservatoriums im Jahr 1821, in dem auch Schuberts 23. Psalm gesungen wurde. Zwei Jahre zuvor hatte der 18jährige Nestroy an einer Aufführung von Schuberts Das Dörfchen (D 598) im Rahmen einer »Abendunterhaltung« der Gesellschaft der Musikfreunde mitgewirkt. Dieselbe Sängergruppe hat dieses damals beliebte Werk wenig später belegtermaßen auch auf einem privaten adeligen Fest gesungen, scheint also damit des öfteren zu hören gewesen zu sein.

Im Jahr darauf debütierte Nestroy als Sarastro an der Wiener Hofoper. Bis zu seinem Durchbruch als Meister des Wiener Volkstheaters sollte es noch dauern. 1823 war Nestroy am Deutschen Theater in Amsterdam engagiert, wo er unter anderem den Kaspar in Webers Freischütz sang. Das Extemporieren, mit dem er später die Wiener Zensur in Atem halten sollte übte er erstmals anläßlich von Auftritten in Brünn - wo er deshalb mehrmals von der Polizei perlustriert wurde und dann mit Auftrittsverbot belegt wurde.

1829, als Sänger in Graz engagiert, verfaßte Nestroy dann seine erste Posse - und wechselte bald dauerhaft ins Sprechtheater, weil man sein komödiantisches Talent zu schätzen wußte. Ab 1831, als Direktor Carl ihn ans Theater an der Wien holte, war Nestroy ein Fixstern am wienerischen Theaterhimmel - für die Oper war seine kraftvolle Baßstimme dann allerdings endgültig verloren...



↑DA CAPO