Zinka Milanov
1906 - 1989
Die kroatische Sopranistin hieß tatsächlich Zinka, aber nicht Milanov, sondern Kunc. In Agram (Zagreb) geboren, studierte sie in zunächst in ihrer Heimatstadt, dann in Mailand und Berlin. Den letzten Schliff erhielt sie bei ihrem Bruder Borislaw Kunc, der anläßlich ihrer Konzertreisen häufig ihr Klavierpartner war.Borislaw Kunc brach während eines Konzerts mit seiner Schwester in Detroit 1964 auf dem Podium tot zusammen.
Ihr Bühnendebüt absolvierte Zinka Kunc als Leonore in Verdis Troubadour im slowenischen Laibach im Jahr 1927. Im Jahr darauf war sie Ensemblemitglied in Agram, wo sie in den folgenden sieben Spielzeiten mehr als 350 Auftritte absolvierte. Ihre gesamtes Repertoire hatte sie 1935 in kroatischer Sprache einstudiert. 1936 debütierte sie - nach Gastspielen in Dresden und Hamburg - als Zinka Milanov in Prag. Im Sommer 1937 war sie Arturo Toscaninis Wahl für das Sopransolo in der Aufführung von Verdis Requiem bei den Salzburger Festspielen. Dieser Auftritt markierte den Beginn ihrer Weltkarriere. In den folgenden Spielzeiten debütierte sie an an der New Yorker Metropolitan Opera, wo sie in der Folge zur ungangefochtenen Primadonna wurde. (Wiederum war Verdis Troubador-Leonore ihre Debüt-Partie.)
Toscanini holte die Sängerin 1940 auch zu einer Aufführung von Beethovens Missa solemnis mit dem NBC Orchester nach New York. Ein Livemitschnitt davon hat sich ebenso erhalten wie eine konzertante Darbietung des Dritten Akts von Verdis Rigoletto unter der Leitung des Maestros von einem Benefizkonzert für das Rote Kreuz in Madison Square Gardens im Jahr darauf.
An der Met gab Zinka Milanov bis 1966 319 Vorstellungen in 14 verschiedenen Partien. Ihr Repertoire reichte von der Donna Anna in Mozarts Don Giovanni über Bellinis Norma bis zu Puccinis Tosca und Mascagnis Santuzza (Cavalleria rusticana). Allein Verdis Aida hat sie an der Met 52 Mal verkörpert.
Ihre Met-Laufbahn unterbrach Milanov lediglich in den späten Vierzigerjahren, als sie an der Seite ihres Ehemanns, eines jugoslawischen Diplomaten, in ihre Heimat zurückkehrte.
Aufnahmen
Ein langjähriger Vertrag mit RCA bescherte der Musikwelt einige technisch perfekte Aufnahmen aus der Glanzzeit der Künstlerin. Bewahrt wurden auf diese Weise ihre Leistungen als Aida, Tosca, Leonore (im Troubadour wie in der Macht des Schicskals) Amelia (in Maskenball und Simon Boccanegra), als Gioconda oder Santuzza.Nicht zu vergessen die zahlreichen Livemitschnitte, die das Nervöse, Vibrierende von Milanovs Gestaltungskunst oft atemberaubend zur Geltung bringen und so das Faszinosum der Met-Diva für die Nachwelt bewahren.
Der Mitschnitt von Verdis Aida von 1953 unter Fausto Cleva mit Partnern wie Mario del Monaco und George London dokumentiert einen besonders inspirierten, intensiven Moment musikalischen Theaters - alles andere als perfekt, aber dramatisch mitreißend.
Angehörs der gebotenen Intensität überhört man Intonationsprobleme bei del Monaco ebenso geflissentlich wie das zwar sichere, aber mit offenkundiger Vorsicht und Flüchtigkeit angepeilte hohe C in der Nilarie. Es gibt von der Milanov genügend makellos hervorgebrachte Dokumente extremer Verdi-Phrasen - ganz besonders intensiv etwa im von Toscanini dirigierten Requiem, das auf RCA veröffentlicht wurde.