Tomasz Konieczny

Polnischer Baßbariton mit unverwechselbar charakteristischer Stimme.

Foto Staatsoper/Pöhn

Tomasz Konieczny wurde im Anschluß an eine Aufführung des „Siegfried“ geehrt.

„Die Wiener Staatsoper ist meine künstlerische Heimat“, sagte Tomasz Konieczny unter tosendem Beifall, als er das Dekret seiner Ernennung zum Kammersänger in Händen hielt – als Alberich stand er anläßlich der Premiere der aktuellen „Ring“-Inszenierung durch Sven-Eric Bechtolf 2007/08 auf der Bühne, als Wotan kehrte er immer wieder zurück und wird mit Ausklang der Ära Dominique Meyer an die 200 Vorstellungen im Haus am Ring gesungen haben.

Wie sehr Konieczny die Erhebung in den Wiener Opern-Adelsstand verdient hat, war in den vergangenen Tagen zu hören. Im laufenden „Ring“ präsentierte sich der Bassbariton auf der Höhe seines Könnens, prachtvoll entwickelt die Stimme, minutiös die sprachliche wie vokale Durchgestaltung seiner Partie. Daß dieser Wotan in Wien groß geworden ist und sich nach wie vor hier zu Hause fühlt, ehrt auch die Staatsoper – und „das beste Publikum der Welt“, wie Konieczny lächelnd anmerkte.

Tatsächlich herrscht dieser Göttervater derzeit über ein exzellentes Ensemble, mit dem er nicht nur seine Machtspiele spielen kann wie in der Erwachensszene der prägnanten Erda von Monika Bohinec, sondern auch komödiantisches Talent zeigen darf: im Dialog mit dem ebenbürtigen, ungewöhnlich hell timbrierten Alberich von Jochen Schmeckenbecher, oder in der Wissenswette mit dem Zwerg Mime im ersten Aufzug. Wobei Herwig Pecoraro eher grimassierend um Wagners Text und Musik herumzappelt, als eine gediegene Gesangsinterpretation zumindest zu versuchen.

Wie auch immer. Die übrige Besetzung des „Siegfried“ hatte Weltformat. Stephen Gould als Jung-Siegfried brilliert mit einer ungemein differenzierten Leistung, lässt seinen Tenor im „Waldweben“ und inmitten der Brünnhildenszene auch lyrisch-liedhaft strömen – was Iréne Theorin durchaus zu erwidern weiß, ohne zuletzt bei ihren mehrheitlich strahlend sicheren Höhen auf metallische Fortissimi verzichten zu müssen. Dass sie so wenig forcieren musste wie Siegfried bei seinem „Schmiedelied“, lag an Axel Kobers musikalischer Leitung.

Blechgepanzerte Agilität

Diese entwickelt sich zum eigentlichen Ereignis dieses „Ring“-Durchlaufs. Von Akt zu Akt scheinen Dirigent und Orchester freier, entspannter miteinander umzugehen. Kobers Sicherheit gibt den Musikern die Freiheit, Soli mit höchster Klangschönheit quasi improvisatorisch zu musizieren – und ermöglicht es sogar, den hintergründigen Witz von Wagners Partitur hörbar zu machen.

Auch dass man „Siegfried“ zu Recht das „Scherzo der Nibelungen-Symphonie“ nennt, wird an einem solchen Abend hörbar. Selbst das blechgepanzerte erste Finale gewinnt eine Leichtigkeit, die angesichts der Schwierigkeiten gerade dieser Partitur ans Mirakulöse grenzt. Weiß man doch, dass im Wiener Repertoire an Orchesterproben kaum zu denken ist. Wenn ein Maestro allerdings imstande ist, das notorische Können der Musiker souverän zu mobilisieren . . .

↑DA CAPO