Die Callas der Barockmusik

Emma Kirkby und Anthony Rooley in Wien

Juni 1996
Abende wie dieser relativieren vor allem den Eindruck, den viele Barockmusik-Apostel erwecken möchten: daß es mit der Besinnung auf historische Aufführungspraktiken schon getan wäre.
Aufregende Interpretationen entstehen immer erst, wenn der Ausführende sich als Persönlichkeit ganz und gar einzubringen vermag; eine Tugend, die wie eine Selbstverständlichkeit klingt, in der Tat aber selten anzutreffen ist.

Mit Emma Kirkby und Anthony Rooley waren zwei solch rarer Musikanten zu hören. Beide haben sich mit Akribie der Erarbeitung historischer Aufführungspraktiken gewidmet.
Rooley entlockt seinen Lauten zarte Harmonien, fragile, aber doch stets konsistente Melodien.
Kirkby hat den Soprangesang in historisch richtiger Mixtur aus Kopf- und Bruststimme zu einer Vollkommenheit entwickelt, die in der Welt wohl nicht ihresgleichen hat.

Solche Vorgaben gelten beiden offenkundig als Voraussetzung für das, worum es eigentlich geht: musikalischen Ausdruck, tongewordene Empfindungen und Emotionen. Das war's wohl auch, was die Komponisten des englischen Barock, von Lawes bis Purcell, mit ihrem Theater of Music erreichen wollten: Unmittelbar anrührende akustische Erlebnisse.




 

↑ DA CAPO