Benjamino Gigli
1890 - 1957
1890 – geboren in Recanati in eine musikliebende Familie.
1895 singt Benjamino erstmals in der Kirche solistisch.
1906 Beginn eines regelmäßigen Gesangssstudiums, ab 1911 bei Enrico Rosati an der Accademia di Santa Cecilia, Rom.
1914 – Debüt nach Sieg beim internationalen Gesangswettbewerb in Parma als Enzo Grimaldo in La Gioconda in Rovigo.
1916 Debüt in Rome 1916 in Mefistofele und an der Mailänder Scala.
1918 erste Aufnahmen für HMV
1920 Debüt an der New Yorker Met. Es folgen 509 Aufführungen bis 1939.
1921 Erste Aufnahme für Victor
1930 Debüt in London, Andrea Chénier, gefolgt von Tosca, Martha and La traviata.
1931 BBC-Aufnahme einer von John Barbirolli dirigierten Aufführung von La bohème.
1935 – Erster Film-Auftritt
1946 Erste Nachkriegs-Auftritte in England, u. a. Turiddu (Cavalleria rusticana) und Bajazzo an einem Abend.
1955 Letzte Tournee durch Deutschland Österreich, England und Portugal, danach USA und Kanada.
Am 2. August 1921 starb Enrico Caruso. Der König war tot. Wer war der neue König?
Nicht nur, aber vor allem an der New Yorker Met ging das Rätselraten los. Caruso war der Beherrscher des italienischen Repertoires vieler Spielzeiten gewesen. Nun mußte Ersatz gefunden werden. Giovanni Martinelli, ein Dramatiker von Rang, aber nicht besonders sensibel in den lyrischen Partien? Aureliano Pertile, der glänzende Schauspieler mit der Bombenhöhe? Der exzellete Techniker Giacomo Lauri-Volpi? Oder doch Beniamino Gigli, dessen Tenor Schmelz hatte und durchaus Kraft genug, auch im Spinto-Repertoire zu punkten. Das Mikrophon war rechtzeitig parat, um Giglis Ruhm zu mehren. Als erste elektrische Aufnahme sang der Italiener »Quanto è bella« aus Donizettis Elisir d'amore, eine hinreißende Aufnahme, wenn auch, stilistisch gesehen, Giglis Stärke im jüngeren Repertoire lag: Pietro Mascagni höchstselbst stand am Dirigentenpult, als man in den Vierzigerjahren seine Cavalleria rusticana aufnahm, ein Muß für Sammler, ebenso wie der zur selben Zeit eingespielte Bajazzo
Singulär ist die Aufnahme von Puccinis Boheme, entstanden 1938 mit den Kräften der Mailänder Scala: Gigli an der Seite der sensiblen Licia Albanese’s inmitten eines bis in die kleinsten Partien grandiosen Ensembles, in dem auch Tatiana Menotti und Afro Poli’s als Musette und Marcel scharf geschliffene Charakterstudien liefern. Die Entdeckung für Nachgeborene ist hier vermutlich Umberto Berrettoni am Dirigentenpult: Die wenigsten späteren Puccini-Interpreten schaffen die Balance zwischen kleinteilig-liebevoller Detailarbeit und großer - immer auf die Sänger bedachter - Linie mit solcher Selbstverständlichkeit.