Adrian Eröd
Liedgesang und tenorale Ausflüge
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17. Dezember 2010
Man singe die »Winterreise«
Im Gespräch. Adrian Eröd erzählt über seine Ausflüge ins Tenor-Fach und warum er als Opernliebling gern auch der kleinen Form huldigt.
»Ja, den Loge behalte ich im Repertoire«, sagt Adrian Eröd, der Wiener Bariton, der mit der Interpretation von Wagners sinistrem Feuergott in der Premiere von »Rheingold« endgültig zum Publikumsliebling avancierte. Der Loge ist eine Tenorpartie. Und mancher Kommentator hat dem Sänger sein nahes Ende vorausgesagt, wenn er seine Stimme auf Dauer einer solchen Belastung aussetzen wollte.
Und doch: »Der Loge liegt nicht hoch«, sagt Eröd, der keine wie immer geartete Lust verspürt, das Fach zu wechseln. »Ich bleibe ganz sicher Bariton«, meint er, »aber ich war immer ein hoher Bariton. Und vor allem: Die paar exponierten Töne im ,Rheingold' sitzen immer besser, je öfter ich die Partie singe.«
Also auch im kommenden Wiener »Ring«? »Ja, sogar im übernächsten, kommende Saison, wenn Christian Thielemann dirigiert. Der Loge fällt mir mittlerweile leichter als, sagen wir, der Barbier oder der Beckmesser.«
Dennoch zwischen den Tenorausflügen viel wirklich Baritonales. Auch von Wagner: »In Bayreuth läuft 2011 der endgültig letzte Durchgang der von Katharina Wagner inszenierten ,Meistersinger'. Und das ist auch mein letztes Bayreuther Jahr. Zumindest für die kommenden, absehbaren Spielzeiten."
Das Wiener Stammhaus bittet Eröd zu »Billy Budd«, zu Reprisen des »Werther« mit Jonas Kaufmann und Sophie Koch, zu »Faust", aber auch in die Aufführungen der »Fledermaus« zum Jahreswechsel: »Da singe ich den Doktor Falke. Dafür gibt es in Tokio 2011 meinen ersten Eisenstein. Das ist ein Versuch, ich will einmal sehen, ob ich das weiter singen möchte.« Auch diese Johann-Strauß-Partie ist in Wahrheit für Tenor gesetzt...
Wichtiger als die Ausflüge ins höhere Fach sind dem Sänger wohldosierte Gastspiele auf den Konzertpodien. Und zwar nicht nur mit Opernfragmenten, wie das im Frühjahr passieren wird, wenn Eröd in der Alten Oper Frankfurt an der Seite von Michael Schade lyrische Duette in französischer Sprache singen wird - inklusive Verdis »Don Carlos« in der Originalversion.
Musik, um die sich kaum ein anderer bedeutender Gesangssolist kümmert: »Ich habe da Programmbausteine, die ich jetzt beliebig mit Werken anderer Komponisten verschränken kann. Zum Beispiel geben Heine-Vertonungen von Liszt und Schumann ein schönes Programm ab.« Doch sind keineswegs alle Veranstalter begeistert, wenn ein Sänger Raritäten anzubieten hat. »Im Gegenteil«, sagt Eröd, »sobald ich die Winterreise ankündige, greifen alle sofort zu.«
Schuberts großen, dunklen Zyklus hat Eröd gerade mit Eduard Kutrowatz mustergültig für CD eingespielt. Die Aufnahme erschien bei Gramola rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft. Freilich: Bei dem von Kutrowatz mitkuratierten Liszt-Festival in des Komponisten Geburtsort, Raiding, ist Eröd auch mit Liedern von Liszt willkommen.
Und bei seinem Wiener Abend im Brahmssaal des Musikvereins kombiniert er die kargen Spätfassungen von Liszts Petrarca-Sonetten - sie finden sich auf seiner CD als Erstaufnahme - mit Werken von Mendelssohn, Faure (»ich finde, diesen Komponisten soll man in Wien auch wieder einmal würdigen!«) und Frank Martins strengen Jedermann-Monologen.
Zum Ausgleich gibt es Chansons von Francis Poulenc nach sehr schlüpfrig-zweideutigen Texten, »die ich selbst ins Deutsche übersetzt habe, weil die üblichen Übersetzungen allzu verschämt die wahren Inhalte verschleiern. Ich bin gespannt, ob der Musikverein sich traut, meine Übersetzungen abzudrucken.«
Im Gespräch. Adrian Eröd erzählt über seine Ausflüge ins Tenor-Fach und warum er als Opernliebling gern auch der kleinen Form huldigt.
»Ja, den Loge behalte ich im Repertoire«, sagt Adrian Eröd, der Wiener Bariton, der mit der Interpretation von Wagners sinistrem Feuergott in der Premiere von »Rheingold« endgültig zum Publikumsliebling avancierte. Der Loge ist eine Tenorpartie. Und mancher Kommentator hat dem Sänger sein nahes Ende vorausgesagt, wenn er seine Stimme auf Dauer einer solchen Belastung aussetzen wollte.
Und doch: »Der Loge liegt nicht hoch«, sagt Eröd, der keine wie immer geartete Lust verspürt, das Fach zu wechseln. »Ich bleibe ganz sicher Bariton«, meint er, »aber ich war immer ein hoher Bariton. Und vor allem: Die paar exponierten Töne im ,Rheingold' sitzen immer besser, je öfter ich die Partie singe.«
Also auch im kommenden Wiener »Ring«? »Ja, sogar im übernächsten, kommende Saison, wenn Christian Thielemann dirigiert. Der Loge fällt mir mittlerweile leichter als, sagen wir, der Barbier oder der Beckmesser.«
Dennoch zwischen den Tenorausflügen viel wirklich Baritonales. Auch von Wagner: »In Bayreuth läuft 2011 der endgültig letzte Durchgang der von Katharina Wagner inszenierten ,Meistersinger'. Und das ist auch mein letztes Bayreuther Jahr. Zumindest für die kommenden, absehbaren Spielzeiten."
Das Wiener Stammhaus bittet Eröd zu »Billy Budd«, zu Reprisen des »Werther« mit Jonas Kaufmann und Sophie Koch, zu »Faust", aber auch in die Aufführungen der »Fledermaus« zum Jahreswechsel: »Da singe ich den Doktor Falke. Dafür gibt es in Tokio 2011 meinen ersten Eisenstein. Das ist ein Versuch, ich will einmal sehen, ob ich das weiter singen möchte.« Auch diese Johann-Strauß-Partie ist in Wahrheit für Tenor gesetzt...
Wichtiger als die Ausflüge ins höhere Fach sind dem Sänger wohldosierte Gastspiele auf den Konzertpodien. Und zwar nicht nur mit Opernfragmenten, wie das im Frühjahr passieren wird, wenn Eröd in der Alten Oper Frankfurt an der Seite von Michael Schade lyrische Duette in französischer Sprache singen wird - inklusive Verdis »Don Carlos« in der Originalversion.
Leidenschaft fürs Vernachlässigte
Vor allem die kleine Form hat es dem Künstler angetan: »Das Liedersingen ist mir sehr wichtig. Nicht zuletzt, weil ich hier die Leidenschaft für ein vernachlässigtes Repertoire ausleben kann.« 2009 hat Adrian Eröd Liszt-Lieder für CD eingespielt.Musik, um die sich kaum ein anderer bedeutender Gesangssolist kümmert: »Ich habe da Programmbausteine, die ich jetzt beliebig mit Werken anderer Komponisten verschränken kann. Zum Beispiel geben Heine-Vertonungen von Liszt und Schumann ein schönes Programm ab.« Doch sind keineswegs alle Veranstalter begeistert, wenn ein Sänger Raritäten anzubieten hat. »Im Gegenteil«, sagt Eröd, »sobald ich die Winterreise ankündige, greifen alle sofort zu.«
Schuberts großen, dunklen Zyklus hat Eröd gerade mit Eduard Kutrowatz mustergültig für CD eingespielt. Die Aufnahme erschien bei Gramola rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft. Freilich: Bei dem von Kutrowatz mitkuratierten Liszt-Festival in des Komponisten Geburtsort, Raiding, ist Eröd auch mit Liedern von Liszt willkommen.
Und bei seinem Wiener Abend im Brahmssaal des Musikvereins kombiniert er die kargen Spätfassungen von Liszts Petrarca-Sonetten - sie finden sich auf seiner CD als Erstaufnahme - mit Werken von Mendelssohn, Faure (»ich finde, diesen Komponisten soll man in Wien auch wieder einmal würdigen!«) und Frank Martins strengen Jedermann-Monologen.
Zum Ausgleich gibt es Chansons von Francis Poulenc nach sehr schlüpfrig-zweideutigen Texten, »die ich selbst ins Deutsche übersetzt habe, weil die üblichen Übersetzungen allzu verschämt die wahren Inhalte verschleiern. Ich bin gespannt, ob der Musikverein sich traut, meine Übersetzungen abzudrucken.«