Mario Del Monaco
(1915 - 1982)
Er war der italienische »Heldentenor« mit unwidersthlichem Hang zur kraftvollen Attacke. Eine Generation von Opernfreunden feierte ihn daher als ideale Verkörperung von Verdis Otello, wenn auch Kritiker fanden, er bleibe den lyrischen Momenten der Partie allerhand schulidig. Dem Impetus seines Singens konnte sich freilich kaum ein Melomane entziehen. Die sichere Höhe und die schiere Kraft seines Tenors überwältigten.
Im Verein mit der weitaus sensibler agierenden Renata Tebaldi hat del Monaco eine Reihe von Schallplattengesamtaufnahmen eingespielt, die den Grundstock des italienischen Repertoires der Firma Decca bildeten. Darunter finden sich Aufnahmen wie jene des Otello unter Herbert von Karajan, die bis heute als maßstabsetzend gelten.
Mit welcher Verve dieser Sänger einen Charakter gestalten konnte, hört man in manchen Livemitschnitten, besonders eindrucksvoll etwa im Mittelakt der Aufführung von Puccinis Fanciulla del West beim Maggio Musicale in Florenz mit Eleonor Steber unter Dimitri Mitropoulos, wo die beiden Protagonisten auch mit Elan das hohe C im Liebesduett erklimmen, eine Passage, die in den meisten Aufführungen - und auch in Del Monacos »Gesamtaufnahme« mit der Tebaldi gestrichen ist. Das auf das Duett folgende Geständnis des Bandenführers Ramerrez, daß er sich unter falschem Namen als Dick Johnson ins Goldgräberdorf eingeschlichen hat, gehört zu Del Monacos allerbesten Leistungen.
An Selbstbewußtsein hat es diesem Künstler nie gemangelt. Schon seinen Gesangslehrern, die in ihm zartere Saiten zum Schwingen zu bringen versuchten, kehrte er mit der Bemerkung den Rücken, sie wünschten aus ihm einen »lyrischen Tenor« zu machen, der er nie sein wollte.
Aus der Ehe mit seiner Kollegin aus Studienzeiten, Rina Filippini, stammen zwei Söhne, deren älterer, Giancarlo, ein bekannter Regisseur wurde.
Del Monacos legendäre Kraftakte forderten ihren Triubt. Anfang der Sechzigerjahre drohte ihm während der Proben an der New Yorker Met die Stimme zu versagen - woraufhin man ihn durch Franco Corelli ersetzte. Del Monaco ist danach nie wieder in diesem Haus aufgetreten. Seine Karriere beendete er 1975. Begraben hat man ihn auf seinen Wunsch im Kostüm jener Partie, mit der er sich lebenslang identifiziert hat: Otello.