Die »drei Tenöre«
6. Juli 1994
Wann kommen wir drei wieder zusamm'?
Eine Millionen Euro, grob gerechnet, erhält jeder der »drei Tenöre«, Placido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras, für die Platten- und Videorechte der Aufzeichnung des gemeinsamen Konzertes in Los Angeles.
Selten noch ist für ein Konzert mit sogenannter »E-Musik« ein derartiger finanzieller Aufwand getrieben worden wie für dieses Schlußkonzert des Fußball-Cups, zu dem die Veranstalter etwa 56.000 Zuhörer im Dodgers Stadion von Los Angeles erwarten, eine Zahl, von der selbst Popgrößen gewöhnlich nur träumen können. Daß 600 Menschen seit einer Woche Tag und Nacht mit den Vorbereitungen des Konzertes beschäftigt sind, wiegt in diesem Zusammenhang wenig gegen den finanziellen Aufwand, den die Warner Music Group im Hinblick auf die Vermarktung des Livemitschnitts getrieben hat.
Auch hier werden längst Zahlen kolportiert. Warners amerikanisches Plattenlabel, das die Compact Disc mit dem Konzertmitschnitt auf den Markt bringen wird, soll etwa zehn Millionen Schilling in die Werbekampagne in den USA gesteckt haben. Etwa 170 Millionen kostet Warner das Projekt (mit allen Videorechten) insgesamt.
Die Werbemaßnahmen laufen auch deshalb auf Hochtouren, weil die Konkurrenz, die bei der Gagenlizitation verloren hat, Gegenmaßnahmen ergriffen hat. »Wir haben von den drei Tenören - auch einzeln - so gut wie kein Material«, meint eine Warner-Vertreterin. Die anderen aber können zum Teil auf einen reichen Fundus zurückgreifen.
Viele Plattengesellschaften haben mit den drei begehrten Opernstars in den letzten Jahren und Jahrzehnten Aufnahmen gemacht, die nun im Vorfeld des Konzertes von Los Angeles gnadenlos »ausgebeutet« werden. So finden sich seit einigen Wochen Verschnitte diverser alter Studioproduktionen auf dem Markt, die auf CD für wenig Geld Pavarotti, Domingo und Carreras vereinen, wenn auch nur in einem Mischmasch aus verschiedensten Gesamtaufnahmen und Arienplatten, die nur eines gemeinsam haben: Sie wurden ursprünglich ganz bestimmt nicht im Hinblick auf eine solche Dreier-Verwertung gemacht.
Den absoluten Startvorteil hat in diesem Zusammenhang Decca, die vor vier Jahren das Rennen um die Verwertungsrechte für das erste »tenorale Gifpeltreffen« in den Caracalla-Thermen in Rom gewonnen hatte. Sie hat mit dem CD-Mitschnitt dieses Konzertes damals die Hitlisten gestürmt und dort wochenlang den ersten Platz halten können. Rechtzeitig vor dem Fußball-Konzert ist natürlich eine Billigpressung des römischen Events auf CD erschienen. »Klassik« in die Charts Das Zauberwort aller Platten-Manager, »Crossover«, hat seit dem »Pilotprojekt« seine Wirkung nie mehr verfehlt. Mit aller Macht versuchen die Firmen Musik des sogenannten »E-Musik«- oder »Klassik«-Sektors in die Charts zu pushen. Starnamen und ein Medienzirkus wie jener um die Neuauflage des »Tenorgipfels« in Los Angeles am kommenden Wochenende, scheinen dafür gerade recht.
Natürlich werden die drei Sänger diesmal das eine oder andere Medley zum besten geben, das für die besondere Situation im amerikanischen Stadion maßgeschneidert wurde, natürlich werden aber auch all jene Melodien nicht fehlen, die von den durch die perfekte Werbemaschinerie fanatisierten Tausendschaften in solchen Fällen immer erwartet werden. Man darf also annehmen, daß das Ergebnis, das letztendlich für Digital-Platte und Videoband verwertet werden kann, in künstlerischer Hinsicht sich nicht wesentlich von jenem des römischen Abends unterscheiden wird. Der Platz in der Hitparade ist der Platte dennoch jetzt schon sicher.
Ob er lang genug gehalten werden kann, auf daß die »verwertende« Firma damit auch Geld verdienen könnte, steht freilich in den Sternen. Nur eins ist sicher: Beim nächsten Mal, wenn die drei wieder zusammenkommen, hat die Warner-Gruppe Material genug zur Hand, um von vornherein an der Unterminierung des Erfolges des Meisterbieters mitzuwirken.
Eine Millionen Euro, grob gerechnet, erhält jeder der »drei Tenöre«, Placido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras, für die Platten- und Videorechte der Aufzeichnung des gemeinsamen Konzertes in Los Angeles.
Selten noch ist für ein Konzert mit sogenannter »E-Musik« ein derartiger finanzieller Aufwand getrieben worden wie für dieses Schlußkonzert des Fußball-Cups, zu dem die Veranstalter etwa 56.000 Zuhörer im Dodgers Stadion von Los Angeles erwarten, eine Zahl, von der selbst Popgrößen gewöhnlich nur träumen können. Daß 600 Menschen seit einer Woche Tag und Nacht mit den Vorbereitungen des Konzertes beschäftigt sind, wiegt in diesem Zusammenhang wenig gegen den finanziellen Aufwand, den die Warner Music Group im Hinblick auf die Vermarktung des Livemitschnitts getrieben hat.
Auch hier werden längst Zahlen kolportiert. Warners amerikanisches Plattenlabel, das die Compact Disc mit dem Konzertmitschnitt auf den Markt bringen wird, soll etwa zehn Millionen Schilling in die Werbekampagne in den USA gesteckt haben. Etwa 170 Millionen kostet Warner das Projekt (mit allen Videorechten) insgesamt.
Die Werbemaßnahmen laufen auch deshalb auf Hochtouren, weil die Konkurrenz, die bei der Gagenlizitation verloren hat, Gegenmaßnahmen ergriffen hat. »Wir haben von den drei Tenören - auch einzeln - so gut wie kein Material«, meint eine Warner-Vertreterin. Die anderen aber können zum Teil auf einen reichen Fundus zurückgreifen.
Viele Plattengesellschaften haben mit den drei begehrten Opernstars in den letzten Jahren und Jahrzehnten Aufnahmen gemacht, die nun im Vorfeld des Konzertes von Los Angeles gnadenlos »ausgebeutet« werden. So finden sich seit einigen Wochen Verschnitte diverser alter Studioproduktionen auf dem Markt, die auf CD für wenig Geld Pavarotti, Domingo und Carreras vereinen, wenn auch nur in einem Mischmasch aus verschiedensten Gesamtaufnahmen und Arienplatten, die nur eines gemeinsam haben: Sie wurden ursprünglich ganz bestimmt nicht im Hinblick auf eine solche Dreier-Verwertung gemacht.
Den absoluten Startvorteil hat in diesem Zusammenhang Decca, die vor vier Jahren das Rennen um die Verwertungsrechte für das erste »tenorale Gifpeltreffen« in den Caracalla-Thermen in Rom gewonnen hatte. Sie hat mit dem CD-Mitschnitt dieses Konzertes damals die Hitlisten gestürmt und dort wochenlang den ersten Platz halten können. Rechtzeitig vor dem Fußball-Konzert ist natürlich eine Billigpressung des römischen Events auf CD erschienen. »Klassik« in die Charts Das Zauberwort aller Platten-Manager, »Crossover«, hat seit dem »Pilotprojekt« seine Wirkung nie mehr verfehlt. Mit aller Macht versuchen die Firmen Musik des sogenannten »E-Musik«- oder »Klassik«-Sektors in die Charts zu pushen. Starnamen und ein Medienzirkus wie jener um die Neuauflage des »Tenorgipfels« in Los Angeles am kommenden Wochenende, scheinen dafür gerade recht.
Natürlich werden die drei Sänger diesmal das eine oder andere Medley zum besten geben, das für die besondere Situation im amerikanischen Stadion maßgeschneidert wurde, natürlich werden aber auch all jene Melodien nicht fehlen, die von den durch die perfekte Werbemaschinerie fanatisierten Tausendschaften in solchen Fällen immer erwartet werden. Man darf also annehmen, daß das Ergebnis, das letztendlich für Digital-Platte und Videoband verwertet werden kann, in künstlerischer Hinsicht sich nicht wesentlich von jenem des römischen Abends unterscheiden wird. Der Platz in der Hitparade ist der Platte dennoch jetzt schon sicher.
Ob er lang genug gehalten werden kann, auf daß die »verwertende« Firma damit auch Geld verdienen könnte, steht freilich in den Sternen. Nur eins ist sicher: Beim nächsten Mal, wenn die drei wieder zusammenkommen, hat die Warner-Gruppe Material genug zur Hand, um von vornherein an der Unterminierung des Erfolges des Meisterbieters mitzuwirken.