Karan Armstrong
1941 - 2021
Als Lebenspartnerin des Regisseurs und Intendanten Götz Friedrich wurde sie zu einer führenden Sängerinnen an dessen Deutscher Oper in Berlin. Doch ruhte ihr Erfolg auch auf einem gediegenen musikalischen Fundament: Die 1941 im amerikanischen Montana geborene Karan Armstrong studierte Klavier und Klarinette, ehe Lotte Lehmann sie entdeckte. Die Sopranstimme, am Beginn er Karriere auch an filigranen Partien von Donizetti, Rossini oder Mozart geschult, wuchs bald zu beeindruckender Fülle.
Wie als Schauspielerin erwies sich Armstrong auch musikalisch als detailverliebte Psychologin: Ihr Gesang überzeugte gewiss nie dank souverän demonstrierter technischer Perfektion, sondern immer durch erfüllte Ausdruckskunst, charakterisiert durch Farbgebung und dynamische Nuancierung. Die Gesamtwirkung stimmte, mochte ein einzelner Ton, für sich genommen, vielleicht nicht ganz am richtigen Ort sitzen.
Von der beeindruckenden Bühnenpersönlichkeit Karan Armstrongs profitierten auch zeitgenössische Komponisten. Sie war Ur- und Erstaufführungs-Sängerin für Novitäten aus unterschiedlichsten stilistischen Lagern, gab Sinopolis „Lou Salome“ faszinierendes Profil wie der Tödin in der heiß umfehdeten Premiere von Gottfried von Einems und Lotte Ingrischs „Jesu Hochzeit“. Sie schien geradezu magisch angezogen von der Aufgabe, sich auf der Szene ganz und gar zu verwandeln, ob als Janáčeks Emilia Marty („Die Sache Makropulos“) oder Korngolds Marietta/Marie („Die tote Stadt“).
Auch Wiener Musikfreunde erinnern sich daran: Armstrongs „Salome“ war nicht nur wegen der verführerischen Umgarnung des Propheten Jochanaan und eines mit Impetus vorgetragenen Schlussgesangs, sondern durchaus auch wegen des Schleiertanzes ein Ereignis.
Die „Gesamtkunstwerkerin“ starb im September 2021 im spanischen Marbella.
Auf dem Label Supraphon kam eine hörenswerte Aufnahme von Alexander von Zemlinskys Lyrischer Symphonie heraus die beweist, daß Karan Armstrong ihren Sopran auf dem Konzertpodium auch souverän zu disziplinieren wußte.