Elly Ameling
* 1938
Der weich und dunkel timbrierte Sopran eignete sich ideal für den Oratorien- und Liedgesang. Mit ihrem Lieblings-Begleiter Dalton Baldwin und mit Jörg Demus auf historischen Instrumenten hat die holländische Sängerin große Lied-Aufnahmen gemacht, textdeutlich, vor allem aber geprägt durch den mädchenhaft natürlichen Charme einer Stimme, die Rezensenten lustvoll gegen die vielfach als manieriert empfundene Kunst der großen Elisabeth Schwarzkopf ausspielten. Dennoch hieß es auch von Amelings schlackenlos modelliertem Gesang des öfteren, es fehle ihm an Ausdruckskraft und emotionaler Tiefe. Die technische Souveränität der instrumental geführten Stimme hat niemand in Abrede gestellt - und manche Bach- oder Schubert-Aufnahme gehört in die erste Reihe der auf Schallplatte dokumentierten Gesangskunst der Mitte des XX. Jahrhunderts. Subtil etwa Amelings Darstellung von Bachs Hochzeitskantate mit der musikantisch frisch aufspielenden Academy of St. Martin in the Fields unter Neville Marriner, bei der auch die Instrumentalsoli, allen voran das Fagott in der Arie Phöbus eilt mit schnellen Pferden billiant gerieten.
Exqusit auch die fein gedrechselten Mozart-Aufnahmen mit Jörg Demus und die Debussy-Lieder (mit Baldwin), vielleicht am wenigsten überzeugend das hochromantische Repertoire, vor allem Hugo Wolf, dessen Miniaturen vielleicht tatsächlich mehr dramatischen Impetus und expressiven Nachdruck benötigen, als diese noble Sängerin zu geben bereit war.
Herausragend gerieten die Sopransoli in der von Karl Münchinger dirigierte Aufnahme von Haydns Schöpfung mit den Wiener Philharmonikern. (Philips)
↑DA CAPO