Erik Werba
1918 – 1992
Werba war über Jahrzehnte der Liedbegleiter großer Sänger, von Irmgard Seefried über Christa Ludwig, Walter Berry bis zu Peter Schreier und Nicolai Gedda. Doch war er nicht nur ausgebildeter Pianist, sondern auch Komponist. Studiert hatte er an der Wiener Musikakademie bei Oskar Dachs (Klavier) und Josef Marx (Komposition). Außerdem interessierte er sich für die Erkenntnisse der Musikwissenschaft und belegte auch Kurse bei Robert Lach, Egon Wellesz und Erich Schenk. Er promovierte 1940 mit einer Dissertation »Über die Rolle des Sängers bei Homer, Hesiod und Pindar«. Ab 1949 unterrichtete Werba selbst an der Musikakademie und zwar bereits spezialisiert auf Liedbegleitung. Nebenher schrieb er Fachartikel und Rezensionen für diverse Medien, leistete kluge Beiträge zur Interpretation der Wiener Klassik oder über das Liedschaffen von Hugo Wolf, Joseph Marx und - in Zeiten, in denen das noch gar nicht selbstverständlich war - auch Gustav Mahler. 1954 war es Werba der in Wien ein Erinnerungsfest zum 100. Geburtstag des damals noch ziemlich unbeachteten Komponisten Leos Janacek ausrichtete.In der Wiener Urania veranstaltete er für ein breites Publikum einen über etliche Jahre gespannten Zyklus Die Sänger und ihre Lieder, in dem er das große Repertoire aus Klassik und Romantik popularisierte.
Über Hugo Wolf schrieb Werba eine lesenswerte Monographie, die 1984 in Wien erschien: »Hugo Wolf und seine Lieder«.
Als Musikkritiker suchte Werba während der frühen Jahre der Besatzungszeit nach positiven Signalen für einen Aufbruch nach dem kulturellen Kahlschlag, den das Wiener Musikleben mit dem Zweiten Weltkrieg erleben mußte. Einen journalistischen Konflikt gab es 1948 diesbezüglich, als er dem Heimkehrer Max Graf riet, die Vergleiche mit der gloreichen Wiener Opernvergangenheit zu unterlassen und lieber in die Zukunft zu blicken. Graf reagierte am 5. April 1948 in der Tagespresse mit einem freundlichen, aber geharnischten Beitrag, in dem er festhielt:
Opernkritik ist dazu da, die Debatte einzuleiten und zu führen, nicht Sänger mit Glacéhandschuhen anzufassen, Sängerinnen die Hand zu küssen und begeisterte Buckerln zu machen. Wir sind ehrliche, beschidene und dankbare Diener der Wiener Oper, nicht Lakaien, Wagenrülaufmacher und Reklamechefs ihrer Sänger.Tatsächlich war Werba ein liebevoller Chronist des Wiener Operngeschehens und würdigte auch die Geschichte des Hauses: 1949 erschien eine Festschrift aus Anlaß des 80-Jahr-Jubiläums der Staatsoper an der Ringstraße, zu der Werba den kundigen Beitrag über die Sänger des Hauses beisteuerte. Auch sorgte er dafür, daß junge Mitglieder des Ensembles Gelegenheit bekamen, sich im Lied-Fach zu bewähren: Legendär der Abend mit russischen Liedern, an dem Werba Ljuba Welitsch begleitete (1948), um im Jahr darauf den blutjungen George London bei Mussorgskys Liedern und Tänzen des Todes zu assistieren - alles Gelegenheiten, bei denen das Wiener Publikum neue Stimmen und bis dahin in Wien unbekannte Werke entdecken konnte.
Als Liedbegleiter wußte Erik Werba bald, wie besonders heikle Passagen in den Klavierstimmen delikat zu »bereinigen« waren - immer musizierte er im Geist und Tonfall des Komponisten - und vor allem: als treuer Diener seiner Sänger, die er im wahrsten Sinne des Wortes auf Händen trug.
Unter seinen - mehrheitlich für Singstimmen komponierten Werken - hat es das Singspiel Trauben für die Kaiserin (1949) immerhin auf die Bühne des Theaters seiner Heimatstadt Baden bei Wien.